PREISTRÄGER 2018
EINZELPERSON
Ronny Merten, Bad Salzungen
VEREINE
Kirchbauverein Wülfingerode e. V.
SENIOREN
Sybille Grahnert, Braunichswalde
JUGENDPREIS (PLATZ 1—5)
8. Klasse der Regelschule Schönbrunn
Felix Knoll, Mohlsdorf-Teichwolframsdorf
Janek Voos, Altenburg
Sophie Möller, Leinatal OT Wipperoda
Anna Allstädt und Mariana Kick, Erfurt
UNTERNEHMEN
Ingenieurbüro Katzung GmbH, Weimar
SILBERNER OSKAR Sonderpreis 85+
Gerda Saupe, Erfurt
Hermann Mäder, Neuhaus-Schierschnitz
LAUDATOREN
Heike Werner, Thüringer Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie und Vorsitzende des Stiftungsrates der Thüringer Ehrenamtsstiftung
Boris Lochthofen, Direktor MDR-Landesfunkhaus Thüringen
Christian Kipper, Geschäftsführer der Deutsche Fernsehlotterie gemeinnützige GmbH
Matthias Wierlacher, Vorstandsvorsitzender der Thüringer Aufbaubank
Brigitte Andrae, Präsidentin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland
MODERATION
Sina Reeder, Journalistin MDR Thüringen
MUSIK
Cora Irsen, Pianistin und Komponistin aus Weimar
Unternehmer sind auch Menschen, sie sehen es. Ich allein bin nichts, es sind die Mitarbeiter, mit denen ich zusammen arbeite und die sich von meinen Ideen begeistern lassen. Denen gebührt mein Dank.
Bernhard Helbing, Preisträger des 3. Thüringer Engagement-Preises 2015 in der Kategorie Unternehmen
Kategorie: Verein
Kirchenbauverein Wülfingerode e.V.
Nominiert von: Stephan Doman, Sollstedt
Laudatio: Boris Lochthofen, Direktor MDR-Landesfunkhaus Thüringen

Wanderer, kommst du nach Wülfingerode... dieser Satz hätte vor Zeiten als Klagelied geendet: Wanderer, kommst du nach Wülfingerode, so erblickst du dort im schönen Tal der Wipper eine alte Dorfkirche im Verfall: der Dachstuhl stark beschädigt, das Dach undicht, Schwamm, Holzwurm und Mauerrisse überall, Elektrik und Regenwasserleitungen defekt, Fußböden, Treppen und Fenster kaputt, die Orgel in desolatem Zustand. Eine rundum traurige Erscheinung.
Und heute?
Wanderer, kommst du nach Wülfingerode, so erblickst du eine Kirche, deren Schönheit dich überraschen und beeindrucken wird. Zierde statt Zerfall. Es glänzt nicht mehr nur allein der 1684 für Hans von Bodenhausen gefertigte "Goldene Sarg", der als kostbares Zeugnis meisterlicher Handwerkskunst in der Kirche zu besichtigen ist.
Die erstaunliche Wende zum Guten hat ein Datum, den 22. Oktober 1997. An diesem Mittwoch vor 21 Jahren wurde eine Idee von Dagmar Becker und Holger Kaffka Wirklichkeit. Im alten Wülfingeröder Dorfgemeinschaftshaus versammelten sich 20 tatkräftige Bürger und gründeten einen Verein, um das Gotteshaus und bekannte Kulturdenkmal St. Elisabeth zu retten. "Lasst doch die Kirche im Dorf!" sprach Pfarrer Kaffka. Seine Aufforderung, die nicht nur den Kirchgängern im Ort galt, wurde zum geflügelten Wort des Vereins.
Was dann geschah, die unzähligen mühsamen kleinen Schritte auf dem Weg zum großen Ziel, kann man in der Vereinschronik nachlesen. Offensichtlich hatten die Gründer damals einen Nerv getroffen, im Dorf und darüber hinaus. Viele fühlten sich angesprochen, wollten mittun. Chöre sangen für das Projekt, Spendensammler gingen von Haus zu Haus und fanden offenen Türen, freiwillige Feuerwehrleute und Kirmesburschen halfen. Und natürlich erkundete man auch mögliche Fördergelder.
1998 wurde der erste Bauabschnitt eingeläutet: die Sanierung des Kirchturms. Heute ist die gesamte Kirche und ihr Umfeld in einem guten Zustand. Das betrifft ebenso die Knauf-Orgel, zu deren Restaurierung die Vereinsaktion "948 Pfeifen suchen einen Paten" entscheidend beitrug. Nicht zuletzt sind die Heimatstube im Pfarrhaus oder das Lutherzimmer unbedingt erwähnenswert.
Die Mitte des 19. Jahrhunderts errichtete Kirche erlebt also im 21. Jahrhundert eine neue Blütezeit. Sie ist wie erhofft im Dorf geblieben, auch als sein kultureller Mittelpunkt. Die Veranstaltungen gehören zu den Höhepunkten des Dorflebens. Längst weiß hier jeder: Wo etwas Interessantes und Wichtiges im Dorf und für das Dorf geschieht, da sind die Mitglieder des Kirchenbauvereins nicht weit.
Für den Bürgermeister der Gemeinde Sollstedt, deren Ortsteil Wülfingerode ist, liegt das Erfolgsgeheimnis auf der Hand: Dieser Verein schafft es nicht nur, die Einwohner immer wieder für die Mithilfe zu begeistern, sondern es gelingt ihm vorbildlich, die große Kraft der Vereine im Ort für ein gemeinsames Handeln zu bündeln. So überwindet man leichter Hürden, erreicht mehr und festigt den Zusammenhalt.
Natürlich scheint auch in Wülfingerode nicht ständig die Sonne. Es gab Rückschläge, unerwartete Hemmnisse, Unwetterschäden, Ärger mit Behörden. Aber am Ende setzten sich Beharrlichkeit, Kreativität und Mut durch.
Wer die Kirche im Dorf lässt, der sollte zugleich über den eigenen Kirchturm schauen. Genau das tut der Verein. Eines seiner neuen Ziele ist es deshalb, in Wülfingerode ein Informationszentrum für die Nordthüringer Kirchenbauvereine aufzubauen, um den großen Erfahrungsschatz zu nutzen. Außerdem startet in Zusammenarbeit mit Thüringens Imkerverband das Schulprojekt "Bienen-Kirche".
Umtriebige Vereine wie diesen in Wülfingerode und einen so engagierten langjährigen Vorsitzenden wie Stephan Domann wünscht sich wohl jeder Ort.
Wir gratulieren herzlich dem Kirchenbauverein Wülfingerode!


Kategorie Einzelperson
Ronny Merten
Nominiert von: Thorsten Ritter, Bad Liebenstein
Laudatio: Dirk Heinrich, Kreissparkasse Saale-Orla
Ob Ronny Merten, der seit zwei Jahren die DRK Bergwacht von Bad Liebenstein leitet, gestern Abend vor dem Fernseher saß, weiß ich nicht. Möglich wäre es schon, denn im ZDF waren zur besten Sendezeit wieder "Die Bergretter" im Einsatz. Staffel 10, Folge 3. Wie stets sahen ihnen Millionen beim Retten zu. Die Stars der Heimatserie haben eine eigene Fanseite im Netz, und ein Lied über die "Engel der Berge" gibt es auch.
Begonnen hat diese TV-Erfolgsgeschichte übrigens 2009, damals noch unter dem Namen Bergwacht. "Das Versprechen" hieß die allererste Folge.
Warum ich das hier so ausführlich erzähle? Weil Ronny Merten, unser heutiger Preisträger, in jenem Jahr 2009 Mitglied der Bergwacht Bad Liebenstein wurde und dort seither mit Hingabe und großer Leidenschaft wirkt. 20 Quadratkilometer südlich des Rennsteiges umfasst das Dienstgebiet Naturschutzflächen, Kletterfelsen und Fluggebiet für Paragleiter inklusive.
Natürlich ist Ronny Merten weder ein Star noch ein Engel, und eine Gage wie die Schauspieler der Bergrettung Ramsau am Dachstein bekommt er schon gar nicht. Im richtigen Leben ist die Bergwacht nämlich ein Ehrenamt und der Lohn der Mühen die hohe Wertschätzung. 12 000 Frauen und Männer in Deutschland sind Tag für Tag und auch nachts da, um Menschen in Not zu helfen.
Thüringen hat 27 Bergwachten mit 45 Rettungsstationen und Stützpunkten im Thüringer Wald, im Südharz und in der Rhön. Mehr als 800 Bergwächter leisten hier aufopferungsvoll ihren Dienst.
Über Ronny Merten sagen seine Kameradinnen und Kameraden, dass er die treibende Kraft sei sowie Herz und Seele des Vereins, dem er fast seine gesamte Freizeit widme.
Dabei liegt ihm als Chef die gute Ausbildung seiner Mitstreiter besonders am Herzen, damit sie in jeder Lage professionell helfen können und dabei stets die eigene Sicherheit im Blick behalten.
Ein großes Herz hat er auch für den Bergwacht-Nachwuchs. Ronny Merten ist es zu verdanken, dass die Kinder- und Jugendgruppe deutlich an Größe gewonnen hat. Die Versuche an der Kletterwand, das Üben der Bergung von Verletzten oder die Pflege der Ausrüstung - es ist immer etwas los!
Doch nicht nur Aspekte der Bergwacht werden den Mädchen und Jungen spielerisch vermittelt, sondern auch Kenntnisse über die heimische Tier- und Pflanzenwelt sowie deren Schutz. Dass alljährlich Nistkästen für Vögel gebaut und aufgehängt werden, ist daher selbstverständlich.
Aber Ronny Merten bildet nicht nur andere aus, sondern sich selbst unentwegt weiter. In Bayern trainierte er bei der Bergwacht die Rettung verunglückter Gleitschirmflieger und die Evakuierung von Seilbahnen.
Die Beispiele zeigen: Die Kernaufgabe, Menschen aus unwegsamen und felsigen Gelände zu retten und zu versorgen, ist für die Bergwacht geblieben. Die entsprechende Statistik besagt, dass in den deutschen Hoch- und Mittelgebirgen jährlich 13 000 Menschen Hilfe brauchen. Doch die Bergwacht hat im Laufe der Zeit auch zusätzliche Aufgaben übernommen. Die Bad Liebensteiner sichern zum Beispiel im Sommer Bergrennen sowie Veranstaltungen und Feste ab.
Abschließend noch einmal zurück zu den Fernseh-Bergrettern. Der Darsteller des Teamchefs sagt: "Die Anspannung, die man selber hat, merkt man eigentlich erst, wenn man wieder zu Hause und alles gut gegangen ist." Diesem Satz wird unser echter Bergwachtleiter gewiss zustimmen.
Wir gratulieren herzlich Ronny Merten!

Kategorie Senioren
Sybille Grahnart, Braunichswalde
Nominiert von Karin Göthe aus Paitzdorf
Laudatio: Brigitte Andrae, Präsidentin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland

"Es schwinden jedes Kummer Falten, solang des Liedes Zauber walten."
So klingt es bei Friedrich Schiller in seinem Gedicht von der Macht des Gesanges.
Des Liedes Zauber lässt auch Sibylle Grahnert sehr oft und sehr gern walten. Denn in ihrem Heimatdorf Braunichswalde, das im Landkreis Greiz liegt, schätzt man ihre Stimme im Kirchenchor - und das seit sage und schreibe 35 Jahren!
Es ist für sie das Schönste, sagt sie, zum Lobe Gottes und zur Erbauung der Menschen, zu freudigen wie traurigen Anlässen und zu Jubiläen aller Art zu singen. Immer wieder erlebt sie dabei das verbindende Gefühl des Gesanges, dieser wunderbaren Muttersprache des Menschen.
Man möchte meinen, sie sei mit solch einer treuen Chor-Leidenschaft bestens ehrenamtlich ausgelastet, zumal da noch die Familie ist: Ehemann, drei Kinder, sechs Enkel.
Aber Sibylle Grahnert hat ein großes Herz und ein feines Gespür für andere Menschen, für deren Sorgen und Hoffnungen. Wann und wo immer sie gebraucht wird, hilft sie nach Kräften.
Dass ihr dabei das Wohlergehen der Kinder ganz besonders wichtig ist, versteht sich. Deshalb unterstützt sie seit 1991 die SOS-Kinderdörfer. Als vor einigen Jahren ein neues Dorf in Gera-Lusan öffnete, schaute sie sich um, was dort benötigt wird und sammelt bis heute regelmäßig Sachspenden dafür. Dort angekommen, erwarten sie immer strahlende Kinderaugen und der Hausmeister mit einem netten Spruch, der eigentlich alles über sie sagt: "Der Engel kommt wieder."
Der Engel Sibylle sieht nicht nur die nahe Bedürftigkeit. Ebenfalls sammelt sie schon seit vielen Jahren für die Blindenmission Brillen, die auf eine weite Reise gehen, zu Kindern nach Afrika. Ein Optiker sorgt zuvor für einen guten Zustand der Brillen.
Doch damit noch lange nicht genug: es scheint so, als ob Sibylle Grahnert die Ehrenämter geradezu magisch anzieht - und vielleicht auch umgekehrt die Ämter sie. Denn als ihre Kirchgemeinde sie 2003 zu einem Seminar für Besuchsdienste schickte, war damals das Ergebnis welches? Genau: ein weiteres Ehrenamt! Sie besucht und begleitet einfühlsam und diskret Menschen in Trauer, schenkt Kranken oder Einsamen Zuwendung und Wärme. Und nicht zuletzt: sie hört ihnen einfach zu. Manchmal bringt sie Blumen aus ihrem Garten oder selbstgemachte Marmelade mit.
Kleine Gesten haben oft eine große Wirkung. Dafür erfährt sie viel Dankbarkeit. Das gilt auch für ihre aktive Mitarbeit im Geraer Streetwork-Verein.
Woher sie ihre Stärke nimmt? Der Sport ist eine Möglichkeit. Aber auch da geht es bei ihr nicht ohne das Kümmern um andere. Im Sportverein ihres Dorfes trägt sie seit Langem Verantwortung für den Frauensport. Und sie hat ein waches Auge auf die Kinder. Je mehr von ihnen begeistert Sport treiben, desto besser.
Der größte Kraftquell ist und bleibt für sie jedoch die Familie. Diese gibt ihr Halt und unterstützt sie bei all ihrem Tun. Das beflügelt die Unermüdliche aus Braunichswalde jeden Tag auf`s Neue.
Viel Amt, viel Ehr! Zum Beispiel heute in Erfurt.
Wir gratulieren herzlich Sibylle Grahnert!


Kategorie Unternehmen
Ingenieurbüro Katzung GmbH, Weimar
Nominiert von Claudia Meimberg aus Weimar
Laudatio: Matthias Wierlacher, Vorstandsvorsitzender der Thüringer Aufbaubank
Katrin Katzung liebt Weimar. Hier hat sie studiert und mit ihrem Mann 1991 ein Ingenieurbüro gegründet. Hier lebt und arbeitet sie unweit vom weltberühmten Dichterhaus am Frauenplan. Weil das so ist, schlagen wir bei Goethe nach, der uns gemahnt: "Wer nichts für andere tut, der tut auch nichts für sich."
Das könnte ein Lebensmotto der Geschäftsführerin Katrin Katzung sein, die heute dafür geehrt wird, dass sie unternehmerisches und gemeinnütziges Handeln vorbildlich miteinander verbindet. "Was ist für Sie Zuhause, Katrin Katzung?" Das wurde sie Anfang des Monats von ihrer Heimatzeitung gefragt. "Nicht nur der Ort ist für mich Heimat", antwortete sie, "sondern auch Menschen, die mir vertraut sind und mit denen man gemeinsam etwas bewegen kann." Seit jeher sei es ihr ein Bedürfnis, Verantwortung zu übernehmen. Im Beruf wie im Ehrenamt.
Sie sagt dazu den schönen Satz: "Wenn ich Menschen im sozialen Bereich unterstützen kann, kulturelle Projekte fördere und als Mentorin meine Erfahrungen weitergeben kann, dann fühle ich mich im Herzen zu Hause."
Die Diplomingenieurin Katrin Katzung ist eine starke Frau, gefordert im eigenen Betrieb, aber auch als Vorsitzende des Thüringer Verbandes der deutschen Unternehmerinnen, der sich als Netzwerk versteht, in dem sich die leider noch viel zu wenigen Firmenchefinnen gut aufgehoben fühlen und Erfahrungen austauschen. Außerdem leitet Katrin Katzung den Verein, der seit neun Jahren den Emily-Roebling-Preis an herausragende Unternehmerinnen verleiht.
Im Herzen zu Hause ist sie auch bei der Weimarer Bürgerstiftung, zu deren Gründern sie und ihr Mann Uwe im Jahr 2004 gehörten. Diese Stiftung, deren stellvertretende Vorstandsvorsitzende sie ist, will nach eigenem Verständnis als Schnittstelle und Anlaufpunkt sowohl für Bürgerinnen und Bürger der Stadt als auch für Vereine, Initiativen und Stifter dienen. Sie führt also Menschen zusammen, die sich in und für Weimar einsetzen.
Zwei Beispiele sollen für das Ganze stehen: zum einen die Idee eines Spendenfonds, um Kinder- und Jugendprojekte in der Stadt zu fördern, was bisher in mehr als 100 Fällen gelang. Zum anderen die EhrenamtsAgentur, eine der wunderbaren Erfolgsgeschichten der Bürgerstiftung. Die Agentur berät alle, die gern helfen wollen und eine sinnvolle Tätigkeit suchen und vermittelt Kontakte zu jenen, die Ehrenamtliche dringend benötigen. Überdies kümmert sich die EhrenamtsAgentur auch um Weiterbildungen.
Ob Unternehmerinnen-Verband, Bürgerstiftung oder manch anderes unerwähnt gebliebenes Ehrenamt - man kann sich gut vorstellen, dass das einen großen Teil der Freizeit von Katrin Katzung intensiv beansprucht. Sie beklagt sich darüber aber nicht, im Gegenteil. "Diese Aufgaben", sagt sie, "erfüllen mich." Es gibt ihr ein gutes Gefühl, etwas zu bewegen. Daraus schöpft sie Energie und fühlt sich immer wieder zu Neuem angespornt.
So sieht gelebte Verantwortung aus!
Und da Katrin Katzung auch dem Freundeskreis des Goethe-Nationalmuseums seit Langem und auf das Engste ehrenamtlich verbunden ist, sei zum Ende doch noch einmal dem Hausherrn vom Frauenplan das Wort erteilt:
"Man handele mit anderen, um mit ihnen zu genießen.“
Wir gratulieren herzlich Katrin Katzung!

Kategorie Jugend
8. Klasse der Regelschule Schönbrunn
Felix Knoll, Mohlsdorf-Teichwolframsdorf
Janek Voos, Altenburg
Sophie Möller, Leinatal OT Wipperoda
Anna Allstädt und Mariana Kick, Erfurt

Die Nominierten der Kategorie Jugend in 2018 erhielten keine Laudationes. Sie stellen ihr Engagement mittels Elevator Pitch selbst vor. Im Anschluss an den Pitch waren alle Gäste der Festveranstaltung aufgefordert, ihre Stimme für ihren Favoriten in der Kategorie Jugend abzugeben. Nach der Auszählung wurden die Gewinner zum Abschluss der Festveranstaltung bekannt gegeben.
Der Elevator Pitch war ursprünglich eine Idee junger amerikanischer Unternehmer Anfang des 20. Jahrhunderts. Ziel war es, einem Chef oder Investor während der Dauer meiner Aufzugfahrt – also in maximal 60 Sekunden - von sich oder seiner Idee zu überzeugen. Der Elevator Pitch war nach kurzer Zeit schon so erfolgreich, dass er zum geflügelten Wort wurde und noch heute genutzt wird. Allerdings wird die Kurzpräsentation nur noch selten im Aufzug vorgetragen, sondern dafür genutzt, den Gesprächspartner im Zeitraffer von der eigenen Person oder Idee zu überzeugen und Lust auf mehr zu machen.







Sonderpreis 85+
Gerda Saupe aus Erfurt
Nominiert von: Christine Kunert und Ina Fiedler, ASB RV Mittelthüringen e. V.
Laudatio: Heike Werner, Thüringer Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie und Vorsitzende des Stiftungsrates der Thüringer Ehrenamtsstiftung
Für den dänischen Märchendichter Hans Christian Andersen, den jeder hier im Saal kennt, stand fest: "Das wunderbarste Märchen ist das Leben selbst."
Eines dieser wunderbaren Märchen hat das Leben in Erfurt geschrieben. Es handelt im Süden der Stadt im Dichterviertel, und seine Heldin ist eine echte Märchenoma im stolzen Alter von 96 Jahren. Ihr Name: Gerda Saupe. Sie lebt in einem Haus für betreutes Wohnen des Arbeiter-Samariter-Bundes. Dort schätzt man ihre hellwache, gesellige und humorvolle Art.
Zur geliebten Märchenoma wurde sie, als 2013 praktisch vor ihrer Haustür die ASB-Kindertagesstätte Steigerburg öffnete. Die kleinen und großen Nachbarn lernten einander kennen und es wuchs dabei der Wunsch, mit den Kindern etwas zu unternehmen, das ihnen Freude bereitet. Das Zauberwort war bald gefunden. Es hieß Märchen. Und so kam es, dass Gerda Saupes neuer Lieblingsort die Steigerburg wurde und sie selbst dort der Lieblingsgast der Kinder.
"Unsere Märchenoma" sagen begeistert die Mädchen und Jungen. Sie nennt sie ihrerseits liebevoll "meine kleine Gesellschaft". Die Märchenoma von nebenan liest den Kindern aber nicht aus dicken Büchern vor. Jede Woche erzählt sie ihnen Geschichten von Andersen, Bechstein, den Gebrüdern Grimm und vielen anderen. Sie berücksichtigt dabei die Wünsche der kleinen Zuhörer, spricht ihnen leicht einprägsame Verse vor und ermutigt sie zum Verkleiden, Mitspielen und Verändern. Viel Spaß macht es auch, wenn alle gemeinsam lustige Lieder singen.
Nicht selten wird aus der Märchenoma auch die Uroma Gerda, die den neugierigen Kindern davon berichtet, wie das Leben in früheren Zeiten gewesen ist. Zum Abschluss gibt es immer kleine Geschenke von ihr, ein Fingerpüppchen, Körbchen und Täubchen oder einen goldenen Taler.
Im Übrigem ist nicht nur die Steigerburg ein guter Märchenort. Die Märchenoma und ihre Kinder konnte man bereits auf der Fuchsfarm im Erfurter Steiger beim Märchenspiel erleben, ebenso im Altenheim.
Regelmäßig Märchen erzählen, ohne Buch, ohne Hilfe, nur aus dem Gedächtnis - manch Jüngerer im Saal wird sich jetzt vielleicht zweifelnd fragen, ob er das überhaupt könnte, was der 96jährigen Märchenoma so gut gelingt. Gerda Saupe, die immer ein aktiver Mensch war, sagt, dass sie sich auf ihr Langzeitgedächtnis verlassen könne. Der Fundus ist groß. Schließlich war sie früher Lehrerin für Deutsch und Kunsterziehung.
Gerda Saupe ist glücklich, dass sie sich im hohen Alter in so fröhlicher Gesellschaft befindet und hat diese in ihr Herz geschlossen. Sie gibt den Kindern viel und die Kinder geben ihr viel zurück. Die Märchenoma lobt in diesem Zusammenhang auch die Arbeit der Erzieherinnen. "Das passt hier alles wunderbar", sagt sie.
Und auch das passt: Mit ihrem Engagement hat sie inzwischen mehrere Mitbewohner überzeugt, dass es sich lohnt und jung hält, mit den Kindern eine schöne Zeit zu verbringen.
Wir gratulieren herzlich der Märchenoma und ältesten Ehrenamtlichen Thüringens Gerda Saupe!

Sonderpreis 85+
Hermann Mäder aus Neuhaus-Schierschnitz
Nominiert von Katrin Mäder, Neuhaus-Schierschnitz
Laudatio: Christian Kipper, Geschäftsführer der Deutsche Fernsehlotterie gemeinnützige GmbH

Ein altes Sprichwort lautet: Der Schreiber setzt seine Seele ins Tintenfass.
Hermann Mäder aus Neuhaus-Schierschnitz, der heute 92 ist, hat sein Leben lang geschrieben. Gedichte, Erzählungen, Erinnerungen. Beginnen wir deshalb mit einem Blick auf seine Seele, mit einem seiner Gedichte:
Um die Schmerzen zu vertreiben,
in der Liebe nicht zu leiden,
in schweren Tagen nicht zu zerbrechen,
in frohen Tagen nicht zu zechen,
damit Gedanken nicht versiegen
und sich selbst nicht zu belügen,
tret` ich die Natur mit Absicht nicht mit Füßen,
sondern erhell sie mit meinem Geist,
damit die Menschheit auch begreift,
dass wir Menschen nicht alleine leben.
In wenigen Worten zieht hier ein ganzes Leben an uns vorbei. Ein bewegtes Leben.
Als junger Mann erfuhr Hermann Mäder am eigenen Leib das Grauen des Zweiten Weltkriegs. Denn in der Blüte des Lebens, mit 18 Jahren, verlor er bei einem Granaten-Angriff sein rechtes Bein. So sehr ihn das prägte und veränderte, verlor er doch nie seinen Lebensmut, seinen Glauben an das Gute und das Schöne.
Er fand im Porzellanwerk Neuhaus Arbeit und in der Freizeit Erfüllung beim Schreiben. Zwar blieben die Erinnerungen an den Krieg seine ständigen Begleiter, aber unterkriegen ließ er sich von ihnen nicht. Im Leben wie in seinen Texten begegnet uns ein Mann, der anderen immer wieder viel Kraft und Freude zu geben vermag.
Seine Gedichte und Erzählungen, veröffentlicht in Tageszeitungen oder Journalen, handeln von Liebe und Glück, von schutzbedürftiger Natur und Heimat, von Hoffnung, Sehnsucht und Zufriedenheit. Seine literarischen Erkundungen der kleinen und der großen Welt bereicherten viele Veranstaltungen, Musikfeste, Jubiläen oder Brigadefeiern. Eine große Freude war ihm die Vertonung seiner Verse „Mei Neuhaus sei gepriesen“. Der Musikverein seiner Heimatstadt Neuhaus-Schierschnitz spielt es regelmäßig auf Volksfesten.
Immerhin sechs Bücher umfasst heute die Mäder-Gesamtausgabe. Besonders stolz ist er auf seinen Gedichtband „Wenn mich die Sehnsucht plagt, komm ich zu dir“. Aus diesem Buch, herausgegeben im Jahr 2003, stammen übrigens die eingangs zitierten Verse.
Mit seiner Schreibleidenschaft blieb Hermann Mäder nicht allein für sich im stillen Kämmerlein. Er traf auf Gleichgesinnte in Südthüringen und gründete mit ihnen die Schreibgruppe „Von Senioren für Senioren“ im Seniorenbüro Sonneberg der Diakonischen Sozialen Dienste.
Neben dem Schreiben hat Hermann Mäder noch eine zweite lebenslange Freizeit-Leidenschaft: das Angeln. Es bot ihm immer wieder Ruhe und Entspannung. Hier fand er seinen inneren Frieden. 1955, da war er noch keine 30 Jahre alt, hob er mit Freunden den örtlichen Angelverein aus der Taufe und prägte dessen Geschichte über Jahrzehnte wie kein zweiter. Schweren Herzens musste er 2016 nach 61 Jahren sein Mitwirken im Verein aus gesundheitlichen Gründen aufgeben.
Dass wir Menschen, wie es im Gedicht heißt, nicht allein leben, dafür steht der Autor mit seinem Wort und seinem Leben. Dafür danken wir ihm.
Wir gratulieren herzlich Hermann Mäder!

Wir bedanken uns recht herzlich bei allen Nominierenden und Nominierten, allen Gästen, PreisträgerInnen, LaudatorInnen, allen Helfern, Unterstützer und Förderer des Thüringer Engagement-Preises. Der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland und den MitarbeiterInnen des Collegium Maius, sowie den Medienpartnern des Thüringer Engagement-Preises.
Gemeinsam ist es gelungen, vorbildliches ehrenamtliches und bürgerschaftliches Engagement in Thüringen mit dieser besonderen Auszeichnung zu würdigen.