PREISTRÄGER 2017
EINZELPERSON
Karin Göthe, Paitzdorf
VEREINE
Thüringer Folkloreensemble Rudolstadt e. V.
SENIOREN
Dr. Hans-Eberhard Frank, Erfurt
JUGENDPREIS (PLATZ 1—5)
Katharina Gerdes, Gera
Kinder- und Jugendstadtrat Bad Frankenhausen
Ahmad Tarek Thomas, Gangloffsömmern
Valentin Rühlmann, Altenburg
Kinderuni Ilmenau
UNTERNEHMEN
Maier GmbH & Co. KG Präzisionstechnik, Hildburghausen
LAUDATOREN
Heike Werner, Thüringer Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie und Vorsitzende des Stiftungsrates der Thüringer Ehrenamtsstiftung
Boris Lochthofen, Direktor MDR-Landesfunkhaus Thüringen
Harald Henning, Landrat des Landkreises Sömmerda
Helmut Schmidt, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Saale-Orla
Barbara Rinke, Oberbürgermeisterin a. D., Nordhausen
Lutz Frischmann, Frischmann Kunststoffe GmbH, Hildburghausen
MODERATION
Ulf Annel, Journalist, Autor und Kabarettist, Erfurt
MUSIK
Björn Sauer, Erfurt
Ich kann selbst wenig, ich kann mich nur bedanken bei denen, die mir helfen. Solange ich kann, werde ich meine Kinder begleiten, wie sie mich.
Kathrin Fickardt, Preisträgerin des 3. Thüringer Engagement-Preises 2015 in der Kategorie Einzelperson
Kategorie: Verein
Thüringer Folklore Tanzensemble Rudolstadt
Nominiert von: Peter Lahan, Saalfeld
Laudatio: Harald Henning, Landrat des Landkreises Sömmerda

Auszeichnungen, denn er sammelt sie wie andere Briefmarken. Allein in den vergangenen 13 Jahren waren es - Achtung! - 49 Ehrungen. Es gab sie zum Beispiel für den "Paartanz. Der Preisträger, von dem jetzt die Rede sein wird, ist ein absoluter Experte für aus dem „Hotzenwald" und die "Thüringer Spinnstube", oder für das "Böttcherfest" und das "Bergmannsfest", und auch für die "Stuhlpolka" und das "Rennsteiglied.
Nun könnte man fragen: Braucht es jetzt eigentlich noch einen weiteren Preis? Die Antwort ist ganz klar: Unbedingt! Weil ihn dieser Verein, das weit über den Freistaat hinaus bekannte Thüringer Folklore Tanzensemble Rudolstadt, allemal verdient hat.
Kulturgruppen kommen und gehen im Wandel der Zeiten. Die Rudolstädter hingegen sind mit ihren 57 getanzten Jahren ein Wunder an Beständigkeit und Durchhaltevermögen.
Gegründet wurde das Ensemble im April 1960 unter dem Namen "Tanzstudio Gera" von Rolf Födisch. Als langjähriger, nimmermüder Leiter trug der gelernte Gärtner für das Wachsen und Aufblühen des Ensembles Sorge sowie zu Wendezeiten für das Überleben und glückliche Fortbestehen als Verein. Auf dessen aktueller Homepage erinnert ein sehr schönes gedenkendes Foto an diesen tatkräftigen Mann, der leider Anfang des Jahres verstorben ist.
Heute leiten zwei Damen die Geschicke des Vereins, Isolde Bergmann als Vorsitzende und Karin Arnold, mit seinen 160 aktiven Mitgliedern.
Für jedes Alter und jeden Geschmack ist etwas dabei in den 12 verschiedenen Tanzgruppen, davon allein acht für den Nachwuchs. Es beginnt mit „Superkrümel“ für Kinder ab vier Jahren, gefolgt von „Krümel“, „Minifolkies“, „Girlies“, „Teenies“, „Minigirls“, „Folkies“ und „Supergirls“. Erwachsene haben vierfach die Wahl, inklusive Musikgruppe.
Tanz, so sagt man, ist das Träumen mit den Beinen. Zur Logik der Beine kommt in Rudolstadt noch hinzu, was das Ensemble im Namen trägt: kulturelles Brauchtum, insbesondere das thüringische, zu bewahren, zu pflegen und durch Tänze, Lieder lebendig werden zu lassen. Zur Freude des Publikums. Etwa 50 Auftritte mit verschiedensten Programmen sind es Jahr für Jahr.
Manche führen sogar weit hinaus in die Welt, auf die Azoren, nach Taiwan oder nach Mexiko, wo die künstlerischen Darbietungen die Rudolstädter mit großer Begeisterung aufgenommen wurden. Tanz als in Bewegung umgesetzte Inspiration, die keine Grenzen kennt.
Doch im Großen wie im Kleinen gilt: Was am Ende im Miteinander so mühelos leicht und so fröhlich wirkt, ist das Ergebnis fleißigen, konzentrierten Übens in vielen Freizeitstunden. „Anmut sparet nicht noch Mühe“, sagt der Dichter Bertolt Brecht.
Wer allerdings in Rudolstadt einmal Feuer gefangen hat, der kommt so schnell nicht wieder davon los. Für viele ist der Verein wie ein zweites Zuhause. Man trainiert zusammen, man feiert zusammen. Und die Lust auf das Tanzen im Verein wird nicht selten von Generation zu Generation von der Familie vererbt. Wo einst die Großmutter tanzte, da tanzt jetzt ihr Enkel.
Und weil es gar nicht genug Menschen geben kann, die Tanz als Lebenselixier für sich entdecken, soll der Verein selbst das letzte Wort haben:
„Wir tanzen gern. Sie auch? Dann melden Sie sich bei uns, wir freuen uns auf Sie!“
Wir freuen uns heute mit dem Thüringer Folklore und Tanzensemble Rudolstadt und gratulieren herzlich!


Kategorie Einzelperson
Karin Göthe
Nominiert von: Cornelia Rüdiger, Paitzdorf
Laudatio: Boris Lochthofen, Direktor MDR-Landesfunkhaus Erfurt
Wenn hier und heute eine Frau geehrt wird, die Karin Göthe heißt, Göthe mit ö geschrieben wie die Vorfahren des berühmtesten aller deutschen Dichter, dann liegt es wohl nahe, einen Gedanken Goethes an den Anfang stellen.
Er lautet: "Es bleibt einem jeden immer so viel Kraft, das auszuführen, wovon er überzeugt ist".
Das zu tun, was man tun muss, weil es das Richtige ist - So handelt Karin Göthe, und mit ihrem Elan reißt sie immer wieder andere mit.
"Manchmal", sagt sie, "wundere ich mich selbst, wo ich die Kräfte dafür hernehme". Menschen, die sie gut kennen, wundern sich allerdings überhaupt nicht: Weil sie wissen, dass sie es mit einer echten Kämpfernatur zu tun haben.
Ihre Heimat ist Mennsdorf, ein winziges Dorf im Landkreis Greiz in Ostthüringen. 140 Einwohner, 35 in der Kirchgemeinde, ein kleines Gotteshaus, erbaut 1859. Karin Göthe war Anfang 30, als sie vor einem Vierteljahrhundert in Mennsdorf den Vorsitz des Gemeindekirchenrates übernahm. Dieser hatte damals eine sehr übersichtliche Zahl an Mitgliedern, nämlich genau zwei: erstens die junge Frau Vorsitzende und zweitens einen älteren Herrn.
Und drittens gab es da ein großes Problem: der traurige bauliche Zustand der alten Dorfkirche.
Es musste also etwas geschehen, doch es dauerte und dauerte. Vor dem hohen Ziel lagen wie so oft die Mühen der Ebenen, all die vergeblichen Förderanträge und folgenlosen Hilfebriefe, die Ortstermine mit den Bauinstanzen der Kirche, das nur langsame Vorrücken auf der Prioritätenliste...
Doch Karin Göthe und ihre Mitstreiter ließen nicht locker. Dann endlich, im Jahr 2000, begann mit der Erneuerung der Elektrik die Sanierung in insgesamt sechs Bauabschnitten. Karin Göthes Talente waren mehr denn je gefragt. Organisieren, koordinieren, motivieren, Helfer gewinnen, Spenden sammeln.
Wer zählt die Ehrenamtsstunden?
Das Ergebnis stimmt sie froh und beflügelt sie: "Wir haben unser kleines Gotteshaus wieder schön und einladend gemacht. Fertig sind wir aber noch nicht." Gottesdienste, Hochzeiten und Trauerfeiern können wieder in würdevoller Umgebung stattfinden. Die Kirche ist nicht nur einladend für die Gemeindemitglieder, sondern weit darüber hinaus. Konzerte bereichern das Dorfleben. Außerdem werden Kranke zuhause besucht, und Jubilare erhalten kleine Präsente.
Das Miteinander, das ihr so am Herzen liegt, es funktioniert. Karin Göthe, da sind sich die Mennsdorfer einig, ist die gute Seele des Dorfes.
Andererseits: Auch der Tag dieser unermüdlichen Frau hat nur 24 Stunden. Da ist die Familie, da sind der Ehemann, die zwei Kinder und der Enkel. Da gibt es den erfüllenden Beruf als Prophylaxe-Assistentin in einer Zahnarztpraxis sowie Bauernhof, Haus und Garten. Das alles und das Engagement für die Gemeinde, für das Gemeinwohl: Wie schafft sie das bloß?
„Mein größter Dank“, sagt sie, „gilt meiner lieben Familie, die ich manchmal durch mein Engagement etwas vernachlässigt habe, welche mich aber sehr gut unterstützt.“
Wir gratulieren herzlich Karin Göthe!

Kategorie Senioren
Dr. Hans Eberhard Frank
Nominiert von: Sylvia Meiselbach, Erfurt
Laudatio: Heike Werner, Thüringer Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie und Vorsitzende des Stiftungsrates der Thüringer Ehrenamtsstiftung

Vorlesen ist schön. Vorlesen ist wichtig. So wichtig, dass Deutschland dem Vorlesen sogar einmal im Jahr ganz offiziell einen Tag widmet. Jeder der Freude daran hat, kann am Tag des Vorlesens mittun. In Kindergärten, Schulen, Bibliotheken und an vielen anderen Orten
Vorlesetag 2017 ist im Übrigen der 17. November, also genau heute. Und tatsächlich gibt es keinen besseren Tag als diesen Tag des Vorlesens, um Dr. Hans Eberhard Frank zu ehren. Denn der jung gebliebene ältere Herr aus Erfurt wäre, wenn es den Titel gäbe, gewiss schon längst Thüringer Vorlese-Botschafter. Nummer 1. Er liest nämlich seit mehr als einem Jahrzehnt Erfurter Kindern vor, und zwar nicht nur ab und zu mal, sondern ganz regelmäßig.
Woche für Woche verlässt er an ein oder zwei Tagen seine Wohnung, um die Kindertagesstätte „Haus der bunten Träume“ im Plattenbau-Norden der Landeshauptstadt zu besuchen und den dort auf ihn wartenden Mädchen und Jungen eine Lesefreude zu bereiten. Kein Regen und kein Sturm, kein Schnee und auch nicht das schönste Sommerwetter können ihn von seiner Lieblingsbeschäftigung abhalten.
Natürlich bleibt es nicht allein beim Lesen. Er spricht mit den Kindern über das Gelesene und andere Dinge, die sie von ihm wissen möchten. Jede Bücherstunde ist ein kleiner Baustein zum wachsenden Sprachverständnis und zur Sprachentwicklung, ein Lebensbaustein.
"Meine Kinder" nennt Herr Frank liebevoll seine Lese-Schützlinge und wünscht ihnen allen, dass Bücher ein schöner und selbstverständlicher Teil ihres Leben werden mögen. Mehrere hundert Bilderbücher, alte und neue, eigene und geliehene, hat er im Laufe der Zeit in das "Haus der bunten Träume" mitgebracht, aber auch andere Dinge, die die Phantasie anregen: Handpuppen und Figuren oder ein japanisches Tischtheater.
Für die Erzieherinnen und die Eltern der Kinder steht fest: Die Kindertagesstätte und Herr Frank haben sich gesucht und gefunden. Sie gehören zusammen. Hier erleben die Kinder etwas als schöne Selbstverständlichkeit, was keineswegs selbstverständlich ist. Die Erzieherinnen wiederum profitieren in der praktischen Arbeit von Dr. Franks großem Fachwissen als ehemaliger Kinderliteratur-Lehrer an der pädagogischen Fachschule für Kindergärtnerinnen in Gotha.
„Herr Frank ist immer zu Stelle“, fasst die Kita-Chefin zusammen. „Er genießt im gesamten Haus große Anerkennung und Respekt. Er gibt Ratschläge, tröstet und lacht mit uns.“
„Was mache ich älterer Herr eigentlich in diesem 40jährigen Plattenbau?“ Das hat sich Hans Eberhard Frank, einmal gefragt. In seiner Antwort spürt man, wie sehr ihm das Ehrenamt am Herzen liegt. Stolz sei er, dass er auch Erzieherinnen Anregungen geben sowie andere Senioren dafür begeistern konnte, sich nicht nur einmal im Jahr am offiziellen Vorlesetag zu engagieren.
Und dann sagt der ältere Herr aus dem „Haus der bunten Träume“ noch diesen Satz: “Als Wertvollstes bleibt, dass sich so viele Kinder immer wieder auf das gemeinsame Erleben freuen.“
Genauso sollte es sein.
Wir gratulieren herzlich Dr. Hans Eberhard Frank!


Kategorie Unternehmen
Maier GmbH & Co. KG Präzisionstechnik,
Nominiert von: Ulrich Hofmann und Marion Seeber aus Hildburghausen
Laudatio: Lutz Frischmann, Frischmann Kunststoffe GmbH, Hildburghausen
"Besitz heißt Verantwortung" hat der große Menschenfreund Albert Schweitzer einmal gesagt.
Wir nehmen diesen Satz gern mit nach Südthüringen in die Stadt Hildburghausen, denn eben dort trifft man mit Thomas Braun einen Mann, von dem man sagen darf: Er lebt Verantwortung. Und indem er das tut, erlebt er hautnah die Wirkung eine anderes Wortes des Friedensnobelpreisträgers: Dass nämlich Glück das einzige ist, was sich verdoppelt, wenn man es teilt.
Thomas Braun trägt als Geschäftsführer von "Maier Präzisionstechnik" hohe Verantwortung für die Firma und für deren Belegschaft. In seinem Betrieb werden, wie der Name schon sagt, mit höchster Präzision täglich aus bis zu 30 Tonnen Metall komplexe Drehteile gefertigt. Eine anspruchsvolle Arbeit, für die er übrigens ziemlich cool wirbt. Zitat: "Wir suchen ausgebildete Heavy Metal Fans!".
Doch Thomas Braun ist kein Unternehmer, der nur auf das eigene Unternehmen schaut. Sein Blick reicht weit in die Stadt und in die Region. Er, der von sich sagt, dass er viel Glück im Leben gehabt habe, engagiert sich gern und viel für andere. Verdoppeln durch teilen.
Ein kleines Beispiel soll hier für das Ganze stehen, und dabei kommt wieder der eingangs erwähnte weltberühmte Universalgelehrte ins Spiel. Es gibt nämlich in Hildburghausen eine Albert-Schweitzer-Förderschule. Gerade für die behinderten Kinder hat Thomas Braun immer ein offenes Ohr und ein besonders großes Herz. Im Sommer spendierte er den sportbegeisterten Mädchen und Jungen einheitliche Bekleidung. Andererseits kennt man ihn an der Schule auch als Seelentröster. Als bei einem wichtigen Sportwettbewerb nur der undankbare vierte Platz heraussprang, war er mit einer großen Torte zur Stelle, um den Kindern die Traurigkeit ein wenig zu versüßen.
Natürlich ist Thomas Braun nicht der einzige weit und breit, der Sport und andere Projekte fördert. Doch seine Hilfe geht weit über das Maß dessen hinaus, was ein Unternehmen uneigennützig für die Menschen in der Region zu leisten bereit ist. Dass die Schweitzer-Kinder an den Special Olympics teilnehmen können und das integrative Schwimmfest stattfinden kann. Dass der traditionelle Sportlerball in Hildburghausen glänzt und es mit dem Projekt „Sportvereine unterstützen, regional engagieren“ seit 2013 gelang, 127 Schülerinnen und Schüler als junge Sporthelfer auszubilden, von denen sich inzwischen 59 zum Übungsleiter qualifizierten.
Wo soll man beim Aufzählen der gelebter Verantwortung anfangen und wo aufhören?
Dabei beschränkt sich das Engagement nicht allein auf den Sport. Das schon legendäre Straßenfest wäre zu nennen und die Unterstützung der "Kleinen Kulturnacht". Die Weihnachtsaktion für Kinder mit kleinem Gabentisch gehört dazu und ebenso das Metallinformationszentrum.
Immer ist es das Werk vieler, aber immer wird sein Name weit vorn genannt.
Dabei fällt auf, dass alle, die Thomas Braun kennen, nicht nur die Ergebnisse würdigen, sondern auch den Weg dahin. Auf ihn, so heißt es, sei stets Verlass. Ein Ja sei ein Ja, ohne Wenn und Aber. Man merk schon: Da hält einer keine lange Reden, sondern handelt und packt selbst an.
Albert Schweitzer hätte daran bestimmt seine Freude gehabt.
Wir gratulieren herzlich Thomas Braun!

Kategorie Jugend
Katharina Gerdes, Gera
Kinder- und Jugendstadtrat Bad Frankenhausen
Ahmad Tarek Thomas, Gangloffsömmern
Valentin Rühlmann, Altenburg
Kinderuni Ilmenau
Laudatoren:
Heike Werner, Thüringer Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie und Vorsitzende des Stiftungsrates der Thüringer Ehrenamtsstiftung
Helmut Schmidt, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Saale-Orla
Barbara Rinke, Oberbürgermeisterin a. D., Nordhausen

Laudatio von Katharina Gerdes
An Erfindungen hat Thüringen einiges zu bieten: Zum Beispiel die moderne Zahnbürste aus Bad Tennstedt, das Bauhaus aus Weimar oder das Skat-Spiel aus Altenburg. Seit drei Jahren gibt es eine weitere Erfindung: die Blaulicht-Jagd. Und wer hat sie erfunden? Eine Thüringerin aus Gera!
Die Blaulicht-Jagd ist ein Stationslauf für Kinder – ein Parcours mit verschiedenen Hilfsorganisationen wie das Deutsche Rote Kreuz, die Freiwillige Feuerwehr, das Technische Hilfswerk, die Wasserrettung, der Katastrophenschutz oder die Rettungshundestaffel des Arbeiter-Samariter-Bundes. An einzelnen Stationen werden Kindern und Jugendlichen Aufgaben gestellt und Wissen vermittelt. Und am Ende der Jagd, sozusagen als Jagd-Trophäe, gibt es Überraschungspreise.
Wie kommt man auf so etwas? „Leider - so die Erfinderin Katharina Gerdes - durch Katastrophen.“ Beim Hochwasser 2013 hat sie zum ersten Mal erlebt, wie es ist, wenn nicht alles rund läuft. „Viele wissen einfach nicht, wie sie helfen können.“ Als Trainerin in der Wasserwacht Gera kümmert sich Katharina Gerdes seit 15 Jahren um die Kinder- und Jugendarbeit und führt den Nachwuchs heran an das Ehrenamt in den verschiedenen Hilfsorganisationen mit Rettungs-Blaulicht.
Seit drei Jahren gibt es als Höhepunkt der jährlichen Jugendarbeit die Blaulicht-Jagd mit viel Spaß und lehrreichen Aufgaben: So zeigen die Kinder beispielsweise beim Deutschen Roten Kreuz, ob sie die 5-W-Fragen eines Notrufs beherrschen. Beim Katastrophenschutz füllen sie einen Erste-Hilfe-Kasten und erklären, was sie in einen Notfallrucksack packen würden. Bei der Wasserwacht werden die allgemeinen Baderegeln abgefragt und beim Technischen Hilfswerk erfahren sie, wie es ist, mit schwerem Rettungsgerät zu arbeiten. Höhepunkt ist für die meisten Kinder und Jugendlichen der Rettungshundezug des Arbeiter-Samariter-Bundes. Sie erfahren, wie unverzichtbar die klugen und ausgebildeten Hunde bei der Suche z.B. nach Vermissten oder verschütteten Erdbebenopfern in Krisenregionen sind.
Und ganz besonders möchte Katharina Gerdes den Kindern und Jugendlichen mit ihrer Blaulicht-Jagd vermitteln: Dass man etwas wissen und können muss, um professionell helfen zu können. Und dass es Spaß macht, sich in einer Hilfsorganisation ehrenamtlich zu engagieren. Je eher man damit anfängt, umso runder läuft es im Ernstfall.
Wir gratulieren herzlich Katharina Gerdes!
Laudatio des Kinder- und Jugendstadtrat Bad Frankenhausen
Jede Stadt hat einen Stadtrat – manche haben sogar zwei. In Bad Franken-hausen regiert neben dem „alten Stadtrat“ auch ein „junger“. Und das schon seit 26 Jahren! Somit ist er eigentlich auch ein „alter Stadtrat“ – sogar der älteste seiner Art im Freistaat Thüringen – nur eben mit jungen Leuten!
Die neun Stadträte Lena, Phillip, Clara, Hendrik, Juliane, Isabelle, Vanessa, Patricia und Nicole sind bzw. waren bis vor kurzem Schüler in Bad Frankenhausen. Sie sind im Alter von 13 bis 21 Jahren und alle parteilos Und das sind nicht die einzigen Unterschiede zum „alten Stadtrat“. „Wir wollen keinen Parteizwang – wir sind alle nur unserem Gewissen und unserer Satzung verpflichtet. Und wir sind offen für jeden, ob Gymnasiast oder Hauptschüler, ob geboren in Bad Frankenhausen oder zugezogen. Wir setzen uns ein für ein soziales Miteinander, ohne Ausgrenzung und für jegliche Barrierefreiheit.“ Erklärt die Vorsitzende des Kinder- und Jugendstadtrates, Nicole Rupprecht. „Wer mitarbeiten möchte, ist uns willkommen. Aber wir prüfen schon vor der Aufnahme die Ernsthaftigkeit des Engagements“.
Und dass das funktioniert, so ganz ohne Parteien und nur dem gesunden Menschenverstand verpflichtet, das zeigen die Erfolge in Bad Frankenhausen. Mit offenen Augen und der Gewissheit, gehört und ernst genommen zu werden, nimmt der Kinder- und Jugendstadtrat so einiges auf’s Korn und initiiert frische Projekte:
So schien es in der Stadt zu fehlen an Papierkörben – doch würde es nicht auch helfen, die vorhandenen auffälliger zu gestalten? Gesagt getan: Es entstanden phantasievolle Hingucker, an denen heute kaum noch jemand mit seinem Abfall vorbei kommt. Oder die Spielplatzanalyse: Die jungen Stadträte waren unzufrieden mit der Situation in ihrer Stadt und gingen die Sache gemeinsam mit dem „alten Stadtrat“ und verschiedenen lokalen Partnern an. Entstanden ist ein toller Spielplatz am Schloss, den der „junge Stadtrat“ in dauerhafte Pflegschaft nahm. Oder die jüngste Fotoausstellung: Besonders hässliche und besonders schöne Stellen in Bad Frankenhausen sollten aufgespürt und fotografiert werden. Eine hochinteressante Ausstellung eröffnete den Bad Frankenhäusern so machen neuen Blick auf ihre Stadt und motivierte zu Veränderungen. Die Ausstellung war so erfolgreich, dass sie nun als Wanderausstellung durch Bad Frankenhausen zieht. Und das sind nur einige der frischen Ideen und Projekte des Kinder- und Jugendstadtrats.
Also: Nix da mit Politikverdrossenheit der jungen Generation in Bad Frankenhausen. Und auf noch etwas ist der „junge Stadtrat“ stolz: Der heutige Bürgermeister von Bad Frankenhausen war vor 26 Jahren einer der Gründer des Kinder- und Jugendstadtrats. Politisches Engagement kann offenbar weitergegeben werden und so begeistern, dass man davon einfach nicht mehr loskommt!
Wir gratulieren herzlich dem Kinder- und Jugendstadtrat Bad Frankenhausen!
Laudatio von Ahmad Tarek Thomas
Manchmal leisten Menschen ganz Erstaunliches. Wachsen über sich und andere hinaus. Lernen Dinge in kürzester Zeit und werden schon als junger Mensch zum Vorbild und zum Motor für andere.
Oktober 2014: Als die ersten zukünftigen neuen Mitbürger Deutschland erreichen, mit nichts, als dem, was sie am Körper tragen, war er einer unter ihnen: Ahmad Tarek Al Halabi. Er kam aus Syrien über das Mittelmeer nach Italien und dann nach Deutschland. Wenn er an diese erste Zeit zurückdenkt, friert er noch heute und spürt den Hunger.
HUNGER - was für ein eigenartiges Wort, dachte Tarek damals. Es klang so gar nicht Deutsch. Und Deutsch mochte er. „Es war mein Glück, dass diese Sprache gut klang in meinen Ohren. Ich MUSSTE sie nicht nur lernen, ich WOLLTE es!“ erinnert er sich. Ahmad Tarek brachte sich die Sprache selbst bei. Er lernte sie auf der Straße - zeigte auf die Dinge – Jacke, Hose, Brot. „Wenn Du frierst und Hunger hast, dann lernst Du schnell“ erinnert er sich. Und Tarek lernte schnell. Er hörte, fühlte und sprach sich hinein in eine fremde Welt, eine Welt, zu der er bald gehören wollte. Es gab keine Alternative.
Heute – drei Jahre später – geht es nicht mehr um einzelne Worte, um eine Jacke oder Brot. Tarek spricht fließend Deutsch. Er bewarb sich gleich nach Erhalt seines Aufenthaltstitels im Logistischen Dienstzentrum Straußfurt und konnte sein Vorstellungsgespräch bereits damals ohne Dolmetscher führen. Er erhielt eine Chance und ergriff sie. Er machte seinen Job als Lagerarbeiter gut und die anfänglichen Vorbehalte wurden immer weniger. Er wollte zeigen, was er kann und qualifizierte sich schon nach einiger Zeit zum Gabelstapler. Und auch das Unternehmen machte eine positive Erfahrung. Tarek wurde zum Wegbereiter für inzwischen 16 weitere Flüchtlinge, die heute im Logistischen Dienstzentrum Straußfurt arbeiten. Tarek hilft den neuen Kollegen und dem Unternehmen bei der Einarbeitung als Praktikumsanleiter.
Neben seiner Arbeit organisiert Ahmad Tarek Thomas für andere Flüchtlinge Ausbildungs- und Arbeitsplätze, Wohnungen und Sprachkurse. Er begleitet neu in Deutschland angekommene Menschen aus dem arabischen Sprachraum zu Behörden und zu Bewerbungsgesprächen und hilft ihnen beim Beschaffen und Übersetzen von Unterlagen und Dokumenten. Inzwischen wird er per Mund-propaganda weiter empfohlen und fast täglich um Hilfe gebeten. Er hilft gern. Auch wenn seine Arbeitstage dadurch immer länger werden.
Und er sagt allen diesen Satz: „Lernt die deutsche Sprache, dann schafft Ihr alles!“
Wir gratulieren herzlich Ahmad Tarek Thomas! (Auf Arabisch: Tahanina! = Gratulation!)
Laudatio von Valentin Rühlmann
Talente sind überdurchschnittliche Begabungen. Es gibt sie als Hochbegabung, photographisches Gedächtnis, Logik, als emotionale Intelligenz, Sprachgefühl oder musische Begabung. Es gibt Talente im Entertainment, in der Kunst, im Sport und im Handwerk. Wer ein Talent besitzt, kann damit Besonderes vollbringen, kann Wertschätzung erfahren – und er kann sein Glück finden.
Und nichts geringeres, als das Glück der Menschen, hat Valentin Rühlmann aus Altenburg im Sinn. Denn jeder, so findet der 16-jährige Gymnasialschüler, hat irgendein Talent, ist auf irgendeinem Gebiet besonders gut und kann diese Fähigkeit nutzen für sein eigenes Lebensglück und das der Gemeinschaft.
Dieser junge Mann trägt dazu auch einen bedeutungsvollen und programmatischen Namen: Valentin kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie Stärke und Einfluss nehmen. Die Stärke von Valentin ist es, die Talente anderer Menschen zu erkennen und sie zu motivieren, diese auszuleben. Er spricht Kinder und Jugendliche an, sich einzubringen und nimmt damit Einfluss auf so manche positive Entwicklung. „Und es sind nicht immer die coolen Typen, die besonderes können“ sagt Valentin. Für diese Einstellung und Aufmerksamkeit anderen gegenüber wurde Valentin zum Schülersprecher in seinem Gymnasium und zum Kreisschulsprecher gewählt und er wurde zum Mitbegründer des Jugendforums seiner Heimatstadt Altenburg – das genau diese Zielsetzung hat: Die Förderung von Kindern und Jugendlichen, ihren Talenten, Ideen und Projekten.
So organisierten die Jugendlichen die Aktion „Rote Hand“, die sich gegen Kindersoldaten richtet. Dabei kamen 1.359 Handabdrücke zustande. Dieses Statement aus Altenburg kam bis in den Innenausschuss des Bundestages.
Auch das Konzert „Let´s sing together!“ war eine Idee des Jugendforums. Bei der Bühnenshow in der Music Hall von Altenburg konnten 30 junge Künstler vor vielen Zuschauern ihr Talent ausleben und zeigen.
Und für mehr Einflussnahme junger Menschen auf die Politik wurde im Sommer eine „U18-Wahl“ durchgeführt. Auch wenn das Ergebnis die Jugendlichen zum Teil bedenklich stimmte, machte es umso deutlicher, wie notwendig das Engagement des Jugendforums ist – einer unparteiischen Organisation, die die Anerkennung von Demokratie, Toleranz und Offenheit zum Leitsatz hat.
„In einem System, das politisch und wirtschaftlich stagniert und Weiterentwicklung als Gefahr für sich selbst und seinen Wohlstand sieht, braucht es junge Talente, die sich engagieren und dafür auch Wertschätzung erfahren. Das ist der Schlüssel für ein optimales Miteinander.“ Sagt der 16-jährige Vorsitzende des Jugendforums Altenburg!
Wir gratulieren herzlich Valentin Rühlmann!
Laudatio der Kinderuni Ilmenau
Als Deutschlands jüngster Student begann im Oktober ein Vierzehnjähriger ein Studium. Sein Fach: Informatik. Er ist zwar ein Ausnahmetalent und studiert in Potsdam, aber genau so könnte es auch in Ilmenau sein. Die dortige Kinderuni hat jedenfalls genau das im Sinn: Junge Menschen früh zu begeistern für ein Studium.
Die 14. Kinderuni Ilmenau wurde gerade eröffnet. Jedes Jahr im November werden 3.600 Mini-Studenten im Alter von acht bis 12 Jahren auf dem Campus der Technischen Universität begrüßt. Man freut sich in Ilmenau darauf, die kleinen Gäste in die Welt der Wissenschaft einzuführen, ihnen spannende Experimente zu zeigen und einen unvergesslichen Tag auf dem Campus zu gestalten. „Ilmenau macht Kinder schlau!“ Kinder, die früh für die Wissenschaft begeistert werden, studieren später. "Wissbegierige Kinder dürfen nicht unterfordert werden", so die Organisatoren der Kinderuni - neun Studierende der Angewandten Medien- und Kommunikationswissenschaft. Mit der Kinderuni möchte man "hungrig aufs Studieren machen“ und jedem Kind ermöglichen, eine Hochschule einmal von innen zu sehen. So kommen spätere Ängste und Barrieren gar nicht erst auf.
Für die Vorlesungen sucht das Organisationsteam geeignete Dozenten aus. Nicht jeder kann das. Für eine kindgerechte Vorlesung muss sich ein Professor gezielt vorbereiten. Einfaches Vorlesen geht nicht.
In diesem Jahr werden den Kindern in der Vorlesung „Warum ist die Welt so bunt?“ mit spektakulären Versuchen gezeigt, welchen Einfluss Chemie auf die optische Erscheinung unserer Umwelt hat. In der Vorlesung „Können Computer besser hören als Menschen?“ gibt der Erfinder des mp3-Formats einen Blick hinter die technischen Kulissen eines Computers und erklärt, wie die intelligenten Sprachsteuerungen Siri und Alexa funktionieren. Gewidmet wird sich aber auch ganz alltäglichen Problemen. In der Vorlesung „Preis, Kosten und Gewinn – Warum ist Brot (meist) billiger als ein Medikament?“ dreht sich alles um die Preisentwicklung. Die Kinder erfahren, wie Preise überhaupt entstehen und warum sie sich je nach Geschäft oft unterscheiden.
Doch bekanntlich sind Vorlesungen nicht das Einzige, worauf es im Alltag eines
Studierenden ankommt. Auch ein Besuch der Universitätsbibliothek, das Erkunden der Labore und Werkstätten sowie das Tanzen im Studentenclub stehen auf dem Plan der der Nachwuchs-Studierenden. Und wem das alles so großen Appetit auf mehr macht und auch das Mittagessen in der Mensa den Hunger nicht stillen konnte, der sollte einfach wiederkommen – als Studierender an der Technischen Universität in Ilmenau!
Wir gratulieren herzlich der Kinderuni Ilmenau!





Wir bedanken uns recht herzlich bei allen Nominierenden und Nominierten, allen Gästen, PreisträgerInnen, LaudatorInnen, allen Helfern, Unterstützer und Förderer des Thüringer Engagement-Preises. Der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland und den MitarbeiterInnen des Collegium Maius, sowie den Medienpartnern des Thüringer Engagement-Preises.
Gemeinsam ist es gelungen, vorbildliches ehrenamtliches und bürgerschaftliches Engagement in Thüringen mit dieser besonderen Auszeichnung zu würdigen.