PREISTRÄGER 2016
VEREINE
Schrankenlos e. V., Nordhausen
EINZELPERSON
Alexander Wettig, Mühlhausen
SENIOREN
Jürgen Hauskeller, Altenburg
JUGENDPREIS (PLATZ 1—5)
Kinder- und Jugendparlament der Stadt Weida
Carolin Gerbothe, Hohenstein
Stephan Penndorf, Starkenberg
Michael Zilling, Bad Tennstedt
Janina Bartsch, Niedergebra
UNTERNEHMEN
Agrargenossenschaft Kirchheilingen e.G.
LAUDATOREN
Martina Dorenwendt, Vorsitzende und stellvertretendes Mitglied im Landesbeirat für Menschen mit Behinderungen im Unstrut-Hainich-Kreis
Boris Lochthofen, Direktor MDR-Landesfunkhaus Erfurt
Heike Werner, Ministerin für Arbeit, Soziales,Gesundheit, Frauen und Familie sowie Vorsitzende des Stiftungsrates der Thüringer Ehrenamtsstiftung
Angelika Geilert, Vorstandsvorsitzende des Thüringer Landfrauenverbandes Thüringen e. V.
Björn Sauer, Komponist und Sänger
MODERATION
Ulf Annel, Journalist, Autor und Kabarettist, Erfurt
MUSIK
Björn Sauer, Erfurt
Zuhören, die Hand halten: das sind Dienstleistungen, die immer knapper werden.
Loring Sittler, Leiter des Generali Zukunftsfonds i.R.
Kategorie: Verein
Schrankenos e. V.
Nominiert von: Vanessa Prack, Nordhausen
Laudatio: Ministerin Heike Werner, Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales,Gesundheit, Frauen und Familie sowie Vorsitzende des Stiftungsrates der Thüringer Ehrenamtsstiftung

Im Netz findet man unter dem Stichwort Nordhausen einen schönen Satz. Er lautet: "Wer in Nordhausen die Welt sucht, der landet früher oder später beim Verein Schrankenlos."
Seit 20 Jahren ist das möglich, denn solange gibt es diesen gemeinnützigen Verein, dessen Name für seinen Charakter steht, nämlich unbefangen, vorbehaltlos, bedingungslos - schrankenlos eben - für andere da zu sein, wenn sie Hilfe brauchen.
In den 90er Jahren geboren aus dem Willen, dem Ungeist von Rostock-Lichtenhagen, dem Fremdenhass und der Menschenverachtung die Stirn zu bieten, hieß für Schrankenlos in Nordhausen von Anfang an: Wir setzen hier auf Toleranz, Akzeptanz und Dialogbereitschaft. Denn Erfolg braucht Dialog.
Viele engagierte Menschen haben die Saat gehegt und gepflegt, damit sie aufgehen konnte. Frauen und Männer, Rentner und Schüler, Studenten und Lehrer. Schrankenlos wuchs und gedieh und ist seit 2009 Vertragspartner des Landratsamts Nordhausen bei der Flüchtlings-Betreuung im Stadtgebiet und im Landkreis.
Wer in die Vereinsgeschäftsstelle kommt, betritt einen Ort gelebter Willkommenskultur, an dem er gern mit Rat und Tat bedacht wird. Dass sich im Haus gleich noch ein Weltladen mit Café befindet, bekräftigt den Satz vom Suchen und Finden der Welt in Nordhausen. Hier kann man fair gehandelte Produkte kaufen, als Kaffee oder Kakao genießen. Hier begegnen sich zwanglos Menschen unterschiedlicher Kulturen. Hier lernt man sich etwas näher kennen - und vor allem voneinander.
Schrankenlos in Nordhausen bedeutet auch, immer offen zu bleiben für Neues. Deshalb regte der Verein im vergangenen Jahr das Projekt „Integrationslotsen“ an. Die Ergebnisse sprechen für sich. Zurzeit werden 500 Flüchtlinge in Nordhausen und Umgebung betreut. Die ehrenamtlichen Integrationslosen helfen ihnen, Hemmschwellen im Alltag und bürokratische Barrieren zu überwinden, gehen mit ihnen zum Arzt, sorgen für richtig ausgefüllte Anträge. Und vor allem und immer wieder mühen sie sich, ihnen beim schwierigen Erlernen der deutschen Sprache zur Seite zu stehen. Wer auf der Netzseite des Vereins stöbert, findet eine Fülle an möglichen Aufgaben für Lotsen, um Flüchtling durch die neue Welt zu begleiten: Spracheinsteiger-Kurse, Sprachpatenschaften, Kinderbetreuung, Hausaufgabenhilfe, Unterstützung in der Schule, Fotokurse für Kinder, Hilfe im Weltladen, eine mobile Werkstatt, in der Ehrenamtliche und Flüchtlinge gemeinsam Fahrräder reparieren.
Die Erfahrungen zeigen, dass solche Hilfswege keine Einbahnstraßen sind, sondern eine Bereicherung, ein gegenseitiges Geben und Nehmen, eine Erweiterung des Horizonts. Manchmal entwickelt sich über Dankbarkeit hinaus sogar eine Freundschaft. Natürlich ist das alles leichter gesagt als getan. Es kostet viel Zeit und Mühe und Geduld und geht nicht ohne Reibung ab. Im Frühjahr las man zum Beispiel in der Zeitung von finanziellen Nöten des Vereins.
Aber man darf sicher sein, dass sich Vereins-Steuerfrau Stephanie Tiepelmann- Halm und die starke Crew nicht vom erfolgreichen Kurs abbringen lassen.
Denn bekanntlich landet, wer in Nordhausen die Welt sucht, bei Schrankenlos.
Wir gratulieren herzlich dem Verein Schrankenlos in Nordhausen!


Kategorie Einzelperson
Alexander Wettig
Nominiert von: Heike Fritzlar, Mühlhausen
Laudatio: Boris Lochthofen, Direktor MDR-Landesfunkhaus Erfurt
Auch wer noch niemals in New York war, kennt die Brooklyn Bridge über den East River, die seit 1883 Brooklyn und Manhattan verbindet. Sie gehört zu den beliebtesten Fotomotiven, und jeder von uns hat schon Filme gesehen, in denen sie als spektakuläre Kulisse diente. Sogar ein eigener Film ist ihrer spannenden Geschichte und ihrem Schöpfer gewidmet. Hollywoodstar Ben Kingsley spielt darin den Ingenieur John Roebling mit oe, der als Johann August Röbling mit ö im Jahre 1806 in Mühlhausen geboren wurde und später nach Amerika auswanderte. Die Mühlhäuser haben nach dem weltweit bekanntesten Sohn ihrer Stadt ein Straße und eine Schule benannt. Es gibt hier ein Röblingdenkmal - und seit 12 Jahren auch einen Röblinglauf, bei dem es darum geht, binnen 30 Minuten möglichst viele Runden um den Schwanenteich zu absolvieren. Eine tolle Erfolgsgeschichte, denn inzwischen wurde daraus Thüringens größter Kinder- und Jugendlauf sowie der viertgrößte Unternehmenslauf im Freistaat. Einer der Hauptorganisatoren ist seit fünf Jahren Alexander Wettig. Wenn man die Statistik liest, kann man den hohen Aufwand zumindest erahnen. Am jüngsten Röblinglauf im April nahmen 3 971 Personen teil. 1838 Kinder in 32 Mannschaften, 822 Jugendliche in 20 Mannschaften, 1219 Unternehmensläufer in 98 Mannschaften sowie 92 Einzelstarter. Zusammen liefen sie insgesamt 21 735 Kilometer und 79 Meter. Auf diese Zahlen sind die Veranstalter aber nicht deshalb stolz, weil sie ein Neigung zum Angeben haben, sondern weil zum großen Laufspaß die noch größere Freude am guten Zweck kommt. Ein Löwenanteil vom Startgeld, der von Unternehmen der Region finanzierter Rundenerlös sowie Spenden weiterer Unternehmen und Stiftungen ergaben 35 876 Euro und 50 Cent. Und diese stolzen 35 876 Euro und 50 Cent gingen wie stets beim Röblinglauf an das Kinderhospiz Mitteldeutschland in Tambach-Dietharz. Organisationstalent Alexander Wettig weiß, dass jeder Cent für die Kinder alle ehrenamtlichen Mühen wert ist, dass es dafür gar nicht genug
Spendenengel wie ihn geben kann. Er selbst ist ehrenamtlich noch als Familienbegleiter in der ambulanten Kinderhospizarbeit im Unstrut-Hainich-Kreis tätig sowie als Notfallseelsorger und organisatorischer Einsatzleiter. Und er engagiert sich nicht zuletzt für die Notfallsanitäter-Ausbildung in Thüringen. "Eine Region für einen guten Zweck zu bewegen, ist eine spannende Aufgabe", sagt Alexander Wettig. Daran möchte er auch künftig mit aller Kraft mitwirken. Dieser Mann aus Mühlhausen ist heute auf seine Weise ein Brückenbauer wie Johann August Röbling. Ein Brückenbauer des Lebens.
Wir gratulieren herzlich Alexander Wettig!

Kategorie Senioren
Jürgen Hauskeller
Nominiert von: Christiane Zyber, Sondershausen
Laudatio: Martina Dorenwendt, Vorsitzende und stellvertretendes Mitglied im Landesbeirates für Menschen mit Behinderungen im Unstrut-Hainich-Kreis

Gute Nachrichten erwärmen das Herz.
Eine kleine gute Nachricht aus diesen Tagen geht so: "Simon (18) aus Böhlen ist nun schon seit dem 6. Juli in Kinshasa im Kongo und hat allein als Praktikant in der Grundschule und in den beiden Kinderhäusern gearbeitet. Jetzt sind Marie (19) aus Schwäbisch Hall und Julia (21) aus Altenburg in Kinshasa gelandet und haben ihr sechsmonatiges Praktikum am 1. Oktober begonnen. Alle drei sind hoch motiviert und mit großer Vorfreude auf das Praktikum zugegangen und haben sich intensiv darauf vorbereitet. Simon ist mit der Situation sehr gut zurechtgekommen. Er wird für Marie und Julia jetzt eine große Hilfe sein, damit sie sich
ebenfalls rasch in das neue Leben eingewöhnen und in die vielfältigen Aufgaben in Kinshasa und Maluku einsteigen können. Sehnsüchtig haben die Kinder in der Grundschule und in den beiden Kinderhäusern auf die neuen Praktikanten gewartet, denn die Zeit mit den ersten drei Praktikantinnen haben alle noch in sehr guter Erinnerung." Zitat-Ende.
Diese wunderbare Nachricht kann man in der Rubrik News auf der Internetseite des Vereins "Hilfe für Menschen in Kongo" nachlesen. Dieser Verein, den es seit neun Jahren gibt, ist natürlich das unermüdliche Werk vieler Menschen. Aber wenn man einen besonders erwähnen darf und muss, dann den Mitbegründer Jürgen Hauskeller. Dass der Verein sein Herzens-projekt wurde, ist wahrlich kein Zufall. Denn Herr Hauskeller, der von 1975 bis 2002 Pfarrer in Sondershausen war, setzte sich danach als Rentner keineswegs zur Ruhe, sondern ging mit seiner Ehefrau Christine für vier Jahre als Entwicklungshelfer nach Afrika in den Kongo, also in eines der allerärmsten Länder unserer Welt. Kindern helfen, ihre Not ein wenig lindern, Waisen ein Haus, Mädchen und Jungen einen Ort des Lernens zu geben, das waren erfüllende Aufgaben.
Nachdem das Ehepaar mit drei im Kongo adoptierten Kindern nach Thüringen zurück-kehrte, war der Schritt hin zum Verein "Hilfe für Menschen im Kongo" nur folgerichtig. Das seither mit hohem persönlichen Einsatz Erreichte ist beglückender Ansporn für immer neue Projekte des Vereins.
Auf das Kinderhaus in Kinshasa folgte eine Grundschule mit zwei Gebäuden für die Klassen 1 bis 4, ein drittes für die Klassen 5 und 6 ist im Bau. Mit einem Gesundheitszentrum wird 2017 begonnen. Damit Kinder eine Schule besuchen oder Studenten ihr Studium abschließen können - jeder Spendeneuro, jede Hilfeleistung gibt ein neues Stückchen Hoffnung, öffnet ein weiteren Spalt Perspektive. Und manchmal, bei Operationen, wird die finanzielle Hilfe zur unmittelbar lebensrettenden.
Jürgen Hauskeller, der heute in Altenburg wohnt, hat auch mit 79 Jahren noch viele Pläne. Das geht wohl auch gar nicht anders bei einem, dem sein Leben lang das Wohl anderer wichtiger war als das eigene. Der vielen Menschen seiner Umgebung als Vermittler von Werten, als Seelsorger und väterlicher Freund zum Vorbild wurde. Bei dem viele Halt fanden: in der DDR, wo 58 Stasi-IMs 800 Seiten vollschrieben über den "Staatsfeind" Haus-keller, aber auch während der Wende und danach. In seinem Sondershäuser Pfarrhaus konstituierten sich der Demokratische Aufbruch und die Vorläuferpartei der SPD.
Einen besonders guten Draht, das belegt seine bewegte Lebensgeschichte, hatte und hat Jürgen Hauskeller zu jungen Leuten. So wird ihn wohl die eingangs zitierte Nachricht über Simon, Marie und Julia und ihre Arbeit für die Kinder im Kongo ganz besonders gefreut haben.
Wir gratulieren herzlich Jürgen Hauskeller!


Kategorie Unternehmen
Agrargenossenschaft Kirchheilingen e.G.
Nominiert von: Alexandra Sauer, Ebeleben
Laudatio: Angelika Geilert, Vorstandsvorsitzende des Thüringer Landfrauenverbandes Thüringen e.V.
"Kirchheilingen", so steht es in einem Gästebuch, "ist ein schönes Dorf. Es macht Spaß, hier zu leben."
In diesem schönen alten Dorf im Unstrut-Hainich-Kreis in einer Talsenke der Heilinger Höhen leben knapp 800 Einwohner. Viele von ihnen arbeiten in einem Unternehmen, das in der Bahnhofstraße 186a seinen Sitz hat, in der Agrargenossenschaft Kirchheilingen. 1990 gegründet, ist sie heute der größte Lohn-und Brotgeber der Region.
Wenn man auf die Geschichte dieser Genossenschaft und die vielen Früchten ihrer erfolgrei-cher Arbeit schaut, dann stößt man immer wieder auf ein Wort, auf das Wort Verantwortung. In ihrem Selbstporträt, das die Agrargenossenschaft Kirchheilingen ins Netz gestellt hat, widmen sie dem ein eigenes Kapitel unter der Überschrift "Wir übernehmen Verantwortung - Für die Region, für die Zukunft". Das ist keine abstrakte Plakatweisheit, sondern eine durch viele Beispiele belegbare Erkenntnis, die da lautet: Unternehmerisches und gemeinnütziges Handeln schließen einander nicht aus. Ganz im Gegenteil. Natürlich findet man den offenen Blick über den eigenen Betriebszaun auch in anderen Thüringer Chefetagen, aber als konsequent gelebter Genossenschaftsalltag bleibt er vorbildhaft.
Die praktischen Resultate dieser weitsichtigen Haltung begegnen einem in Kirchheilingen und in den Nachbardörfern auf Schritt und Tritt: Vereine und Kindertagesstätten, die auf die Hilfe der Genossenschaft bauen können; ein wunderbarer Naturspielplatz, der mit engagierten Eltern errichtet wurde. Das Freibad in Kirchheilingen wäre zu nennen, das Kleinbahn-museum, das gemeinsam mit dem Förderverein der Regelschule Wirklichkeit wurde oder das mit dem Verein der Kneippfreunde geschaffene Tretbecken in Tottleben.
Die Liste ist viel länger und endet nie, weil ständig neue Vorhaben hinzukommen.
Geradezu exemplarisch für die Bemühungen um einen ländlichen Raum, in dem man gern lebt, ist die Stiftung Landleben mit Sitz in Kirchheilingen, die im Dezember 2010 von Frank Baumgarten, Vorstand der Agrargenossenschaft, und weiteren Mitstreitern gegründet wurde. Verantwortung übernehmen drückt man dort auch schon mal deftig so aus: "Irgend-wie haben wir alle eine Macke, sind positiv verrückt." Jammern, abwarten, Gemeinderat beschimpfen - nicht mit uns! Selber handeln heißt die Maxime. 7 Orte, 44 Vereine, 700 Mitglieder - das ist eine beachtliche Kraft.
Weitere Verstärkung lockt man im Internet übrigens mit dem netten Satz: "Stiften auch Sie, denn Stifter leben länger glücklich!"
Zu den großen, von der Stiftung geförderten Projekten gehören - gemäß dem erklärten Ziel "Lebenswert für Generationen" - Mehrgenerationenhäuser und barrierefreie Bungalows für ältere Dorfbewohner, die nicht mehr allein leben können, aber nicht in ein Heim ziehen wollen.
Wo viel geschieht, fühlen sich viele zum Mittun angesprochen. Als die Stiftung einen Ideen-Wettbewerb auslobte, gab es zahlreiche Rückmeldungen. Etliche waren so gut, dass sie prämiert und in Angriff genommen werden konnten, vom digitalen Dorffunk bis zum Nasch-Obstgarten für Kinder.
Vielversprechend klingt auch das neue übergreifende Projekt "Landengel", eine Art solidarische Hilfsgemeinschaft der Dorfbewohner.
Und auch hier wird sich die Genossenschaft einbringen. Getreu dem Motto: "Wir über-nehmen Verantwortung."
Wir gratulieren herzlich der Agrargenossenschaft Kirchheilingen!

Kategorie Jugend
1. Platz: Kinder- und Jugendparlament der Stadt Weida / Nominiert von: Sven Müller, Weida
2. Platz:Carolin Gerbothe, Hohenstein / Nominiert von: Sascha Dei, Nordhausen
3. Platz: Stephan Penndorf, Starkenberg / Nominiert von: Wolfram Schlagel, Starkenberg
4. Platz: Michael Zilling, Bad Tennstedt / Nominiert von: Wolfgang Zilling
5. Platz: Janina Bartsch, Niedergebra / Nominiert von: Janina Bartsch, Niedergebra
Laudatio: Björn Sauer, Erfurt

Laudatio für das Kinder und Jugendparlament Weida
Jede Stadt hat ein Stadtparlament, manche haben sogar zwei.
In Weida gibt zweites, ein sehr junges und frisches. Schon seit 21 Jahren regiert dort ein Kinder- und Jugendparlament mit Satzung, Wahlordnung und allem Drum und Dran, inklusive Rederecht im Stadtrat und in den Ausschüssen.
Der Parlamentariernachwuchs spießt Ärgernisse auf, regt Veränderungen an und kümmert sich auch selbst darum. Spielplatzsanierung, erfolgreiche Spenden- und Unterschriften-sammlung für den Erhalt des Freibades, Bau eines Inliner- und Fahrradparks und eines Beachvolleyballplatzes.
Dem aktuellen Parlament, das sich im März konstituiert hat, gehören vier Mädchen und fünf Jungen im Alter von 11 bis 18 Jahren an: Franziska Beier, Ella Herrmann, Victoria Baake und Miriam Seiler, Louis Köcher, Jannes Gabel, Paul Metzmacher, Johann Hemmann und Karl Pokorny. Paul und Ella sind dabei die Chefs.
Aller Motto: Hand in Hand arbeiten und an einem Strang ziehen!
Jüngstes Projekt: ein begehbarer Bilderrahmen in der Stadt mit der Osterburg im Hinter-grund. Gern wird das schöne neue Weida-Motiv genutzt für Erinnerungsfotos von Geburts-tagen, Klassentreffen, Jugendweihen, Konfirmationen oder Hochzeiten. Natürlich haben Erwachsene geholfen, doch von der Idee über Standortsuche, Finanzierung und Gestaltung bis zur Fertigstellung war es letztlich das Gemeinschaftswerk der jungen Leute.
Wo etwas bewegt werden kann, macht es Spaß mitzuarbeiten, sich Neues auszudenken. Die Stadt kann stolz auf ihren Nachwuchs sein.
Wir gratulieren herzlich dem Kinder und Jugendparlament der Stadt Weida!
Laudatio für Carolin Gerbothe
Manchmal wird ein Ehrenamt sogar zu einem königlichen Vergnügen. Zum Beispiel für Carolin Gerbothe. Denn die junge Frau aus Obersachswerfen regierte von 2014 bis zum Sommer 2016 im Freistaat als ehrenamtliche Königin - als Thüringer Milchkönigin.
Milchkönigin ist ein schönes, aber auch zeitintensives Amt. Carolin, wie ihr Name sagt: die Freie, die Starke, die Träumende, hat eine beeindruckende Regentschaft mit vielen über-zeugenden Auftritten hingelegt. Unentwegt war sie als Botschafterin, als Gesicht, als Sympa- thieträgerin der Thüringer Landwirtschaft unterwegs.
Wer zählt die Termine, wer die Gespräche? Auf Messen und Hoffesten, in Betrieben, Schulen, Ministerien. Und auch auf Demonstrationen. In Erfurt hat die Agrarwissenschafts-studentin an der Seite von Bauern die existenzbedrohend niedrigen Milchpreise ange-prangert. "Diese Milchpreise", stand auf ihrem Plakat, "machen nicht nur die Milch sauer, sondern auch die Milchkönigin!“ So stellt man sich eine gute Milchkönigin vor: kompetent und leidenschaftlich.
Dass Carolin ihr Milchkönigin-Ehrenamt als eine Herzensangelegenheit betrachtete, war alles andere als ein Zufall. Hat sie doch ihr Regierungsthema gewissermaßen schon mit der Muttermilch aufgesogen. Sie stammt nämlich aus einer Landwirtsfamilie mit Milchvieh-betrieb.
Nachdem nun Carolin vor kurzem ihre Krone an Maria, die neue Thüringer Milchkönigin übergeben hat, bleibt sie natürlich auch weiterhin eine Ehrenamtliche aus Passion, regt an, hilft da, wo Hilfe gebraucht wird. Thüringer Bauernverband, Landjugendverband oder Landwirtschafts-Gesellschaft und andere wissen ihr Engagement zu schätzen.
Übrigens: Im Netz kann man eine Autogrammkarte von Königin Carolin I. erwerben. "Zustand: Gebraucht - Sehr gut". Bestimmt steigt der Preis mit der heutigen Ehrung.
Wir gratulieren herzlich Carolin Gerbothe!
Laudatio für Stephan Penndorf
Im Netz gibt es eine Seite für Feuerwehrwitze. Dort findet man auch eine Stellenanzeige: "Jugendfeuerwehrwart gesucht!" Erwartet werden für den Job neben Drahtseilnerven unter anderem Grundkenntnisse als Sozialarbeiter, Seelsorger, Animateur, Schiedsmann, Sanitäter und Verwaltungsbeamter.
Stephan Penndorf aus Starkenberg hätte allerbeste Chancen, wenn er sich um diese anspruchsvolle Stelle bewerben würde. Muss er aber nicht, denn er ist bereits seit Jahren Jugendfeuerwehrwart, genauer: Kreisjugendfeuerwehrwart für das Altenburger Land.
Der junge Mann, der schon mit neun Jahren zur Jugendfeuerwehr kam, kann sich ein Leben ohne dieses ebenso wichtige wie interessante Ehrenamt, das ihm viel Freude bereitet, kaum vorstellen.
Kreisjugendwart, Wehrleiter und Jugendbetreuer in Starkenberg - die Arbeit in der Frei-willigen Feuerwehr fordert ihm viel ab in der Freizeit. Aber sie gibt auch viel zurück an Zufrie-denheit, wenn die Dinge gut laufen, wenn neue Helfer gewonnen werden, wenn er stolz sein kann auf seine Starkenberger Wehr und die anderen in der Region.
Stephan Penndorf unterrichtet einmal wöchentlich Kinder und Jugendliche, bereitet sie auf ihren späteren Einsatz in der Feuerwehr vor. Mit anderen Kameraden betreut er sie bei Sportwettkämpfen und in Jugendlagern. Mit seinem Wissen und Können und seiner großen Einsatzbereitschaft ist der 26-Jährige nicht nur für den Nachwuchs ein Vorbild. Geschätzt wird der Vieleskönner auch als Mitglied des Gemeinderats.
Wir gratulieren herzlich Stephan Penndorf!
Laudatio in der Kategorie Jugend für Michael Zilling
Wer aus Bad Tennstedt kommt, der weiß natürlich, wer hier der berühmteste Kurgast war, nämlich Johann Wolfgang von Goethe. Vor genau 200 Jahren weilte der Dichterfürst für mehrere Wochen in der Stadt.
Weil nun Michael Zilling, Bad Tennstedter mit Hobbydichter-Erfahrung, der gute Ruf vorauseilt, ein ehrenamtliches Multitalent zu sein, liegt ein bekanntes Wort des alten Goethe für den jungen Mann nahe: "Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen. Und jeder geht zufrieden aus dem Haus." So heißt es im "Faust".
Wer vieles bringt... Michael Zilling bringt ziemlich viel zuwege, damit am Ende jeder zufrie-den aus dem Haus geht. Für ihn, der gerade seinen 28. Geburtstag gefeiert hat, bedeutet Freizeit schon seit vielen Jahren vor allem eines: Freude am Ehrenamt. In Vereinen der Region und für das Gelingen unterschiedlichster Veranstaltungen ist er aktiv. In seiner Heimatstadt gehört seit langem den Elferrat des Karnevalvereins an. Er kümmert sich um die Webseite des Vereins, um Fotos und Videoaufnahmen und steigt als närrischer Dichter mit Sketchen in die Bütt. Ebenso weiß man seine hilfreichen Dienste beim Unstrut-Hainich-Tanzturnier im karnevalistischen Garde- und Showtanz zu schätzen.
In besonderer Weise fühlt sich Michael Zilling ehrenamtlich dem Sport verbunden. Beim Stolz aller Handballfreunde im Freistaat, dem Thüringer Handball Club, ist er als Chefredakteur für das Programmheft verantwortlich. Auch beim weithin bekannten Bad Langen-salzaer Weitsprung-Meeting trifft man ihn, als Website-Betreuer, als Transport-Teamleiter.
Ellenlang ist zudem die Liste der sportlichen Großveranstaltungen, auf denen sein Name als ehrenamtlicher Helfer steht: Pokal- und Länderspiele, Champions-League im Fuß- und Handball, Schwimm-Europameisterschaften und, und, und.
Wir gratulieren herzlich Michael Zilling!
Laudatio für Janina Bartsch
Ein bisschen arabisch steckt auch in unserer Sprache, in den Zahlen, die wir arabische nennen. Zwar stammen sie aus Indien, aber die Araber haben sie in unsere Welt gebracht.
Können Sie arabisch oder kennen Sie jemand, der arabisch spricht. Eher nicht. Weil das so ist, bleibt es schwierig, die Fremden, die in größter Not zu uns gekommen sind, zu verstehen. Natürlich kann man sich mit Händen, Füßen und vor allem mit dem Herzen verständigen. Doch einfacher, besser ist es, wenn es auch sprachkundige Helfer gibt.
Janina Bartsch aus Niedergebra ist eine solche Sprachlotsin. Vor sechs Jahren hat sie begonnen, arabisch zu lernen und dies seit den dramatischen Flüchtlingsbildern von 2015 noch intensiviert. Davon profitieren seit März syrische und irakische Flüchtlinge, die in Wipperdorf im Landkreis Nordhausen untergebracht sind. Janina bietet ehrenamtlich Sprachförderkurse an. Regelmäßig, einmal wöchentlich, gestaltet sie zu verschiedenen Themen Unterrichtsstunden, die 90 bis 120 Minuten dauern, wobei die Vorbereitung oft noch viel mehr Zeit in Anspruch nimmt.
Gestalten ist übrigens genau das richtige Wort für diese Art von Unterricht. Geübt werden sowohl das Lesen als auch das Schreiben und Sprechen, verbunden mit vielen Erklärungen zum Alltag in Deutschland. Die Stunden finden auch außerhalb der Unterkunft statt. Das erleichtert das Kennenlernen der Region und der hiesigen Menschen.
Janina Bartsch gibt nicht nur Kurse. "Da ich ein wenig arabisch spreche", sagt sie, "begleite ich die Menschen als Übersetzerin zum Arzt oder bei Behördengängen und helfe ihnen somit auch, sich im Alltag zurechtzufinden."
In einer Reportage wurde kürzlich in der Thüringer Allgemeinen darüber berichtet, wie die Wipperdorfer mit den Flüchtlingen gut auskommen. "Viele Vorurteile", schreibt die Zeitung, "haben sich verloren." Menschen wie der jungen Janina Bartsch sei es mit zu verdanken, "dass sich die Dinge so positiv entwickelt haben".
Wir gratulieren herzlich Janina Bartsch!





Wir bedanken uns recht herzlich bei allen Nominierenden und Nominierten, allen Gästen, PreisträgerInnen, LaudatorInnen, allen Helfern, Unterstützer und Förderer des Thüringer Engagement-Preises. Der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland und den MitarbeiterInnen des Collegium Maius, sowie den Medienpartnern des Thüringer Engagement-Preises.
Gemeinsam ist es gelungen, vorbildliches ehrenamtliches und bürgerschaftliches Engagement in Thüringen mit dieser besonderen Auszeichnung zu würdigen.