PREISTRÄGER 2015
VEREINE
Netzwerk Trampelpfad, Artern
EINZELPERSON
Kathrin Fickardt, Heldrungen
SENIOREN
Heinz Mann, Ebeleben
JUGENDPREIS (PLATZ 1—3)
Martin Weißenborn, Rossleben
Jugendfußballclub Gera e. V.
Benny Hofmann, Hermsdorf
UNTERNEHMEN
TMP Fenster + Türen GmbH, Bad Langensalza
LAUDATOREN
Regina Lang, MDR Thüringen
Monika Kümritz, Landesbeauftragte für die Grünen Damen und Herren in Thüringen
Ines Feierabend, Staatssekretärin im Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales,
Gesundheit, Frauen und Familie
Matthias Wierlacher, Vorstandsvorsitzender Thüringer Aufbaubank
Helmut Schmidt, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Saale-Orla
Anne Imhof, Preisträgerin Thüringer Engagement-Preis 2013
MODERATION
Thomas Thieme, Schauspieler aus Weimar
MUSIK
Georg „Orge“ Zurawski, Wilfried Mengs und Laura Mengs
Am besten beschreibt man ENGAGEMENT über sein Gegenteil: TEILNAHMSLOSIGKEIT. Die hat schon Vieles angerichtet. Und Engagement hat schon Vieles verhindert. Meine Zuneigung gehört immer den Engagierten.
Thomas Thieme, Schauspieler und Moderator des Thüringer Engagement-Preises 2013-2015
Kategorie: Verein
Netzwerk Trampelpfad
Nominiert von: Josef Lauer, Artern
Laudatio: Ines Feierabend, Staatssekretärin im Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie

Ein Trampelpfad, von Menschen geschaffen, ist immer das Werk vieler. Diese Menschen haben irgendwann den üblichen Weg verlassen, um schneller oder um überhaupt an ihr Ziel zu kommen.
Der Trampelpfad führt dabei oft durch unwegsames Gelände, kann also mühsam zu begehen sein. Aber es bleibt durch ihn eine Spur. Anders gesagt: Der Mensch verändert die Umwelt und diese ändert ihn.
Sie werden jetzt vielleicht fragen, was das alles mit dem Ehrenamt zu tun hat.
Nun, Thüringens beeindruckendster Trampelpfad ist ein ehrenamtlicher. Er befindet sich in Artern und wurde dort von vielen Menschen gemeinsam angelegt. Mit dem Ziel, anderen Menschen, vor allem Kindern, zu helfen, ihnen eine Freude zu bereiten - und damit auch sich selbst.
Unter dem Dach der Evangelischen Kirche haben engagierte Frauen und Männer aus Vereinen, Institutionen und Einrichtungen der Stadt Artern unter dem Namen „Trampelpfad“ ein soziales Netzwerk geknüpft - Kirchgemeinden, Weißer Ring, Diakonie, Stiftung Finneck, VDK, Schulen der Stadt und andere.
Gutes tun, das heißt für die Ehrenamtlichen seit 2008: Einmal wöchentlich erhalten die Schüler an der Grund- und Regelschule sowie im Förderzentrum, also etwa 650 Mädchen und Jungen, unter ihnen auch 25 von Flüchtlingsfamilien, kostenlos ein gesundes Frühstück mit belegtem Brot sowie Obst und Gemüse. Dafür arbeiten drei ehrenamtliche Teams.
Gutes tun, heißt zweitens: Seit Oktober 2012 finanziert „Trampelpfad“ bedürftigen Kindern in der Schule ein warmes Essen.
Gutes tun, heißt drittens: der „ Trampelpfad“ lockt Kinder ins Schwimmbad zu einem Schwimmbadfest. Der Eintritt ist kostenlos, für Leib und Seele gesorgt, für reichlich Spiel- und Sportmöglichkeiten ebenso.
Gutes tun, heißt viertens: Einmal im Jahr gelangen Menschen, die jeden Cent dreimal umdrehen müssen, auf dem Trampelpfad ins Restaurant des „Herzens". 40 Frauen und Männer kamen Ende Oktober in den Speisesaal der Arterner Werkstatt der Stiftung Finneck. Es gab Suppe, Kassler mit Sauerkraut, Brätel, Salate, Desserts und anderes mehr. Schüler der Borlachschule sorgten für Salate und Muffins.
Gutes tun, heißt fünftens ganz aktuell: Der Trampelpfad führt zum Nikolaus. Am 3. Dezember können in Artern Kinder im Alter bis zu 10 Jahren im Rathaus einen Stiefel, einen Schuh oder eine Socke bei den fleißigen Nikolaus-Helfern abgeben und erhalten einen Zettel mit einer Zahl. Zwei Tage später, am Samstag müssen sie dann ihren gefüllten Stiefel, ihren Schuh oder ihre Socke in den Geschäften der Stadt zu deren Öffnungszeiten suchen. Auch so geht Freude im Advent.
Die "Aktion Nikolaus" lebt wie alle anderen genannten hilfreichen Taten ausschließlich vom ehrenamtlichen Engagement und von Spenden. Dass dafür immer wieder aufs Neue hartnäckig geworben werden muss, versteht sich.
Solche Trampelpfade wie der in Artern kann es gar nicht genug in Thüringen geben.
Wir gratulieren allen Mitstreitern dieses sozialen Netzwerks ganz herzlich!


Kategorie Einzelperson
Kathrin Fickardt
Nominiert von: Marika Hußner, Erfurt
Laudatio: Monika Kümritz, Landesbeauftragte für die Grünen Damen und Herren in Thüringen
Wenn Menschen, die Kathrin Fickardt kennen, von ihr erzählen, dann spürt man alsbald aus ihren Worten: Es ist ganz und gar unmöglich, von dieser resoluten Frau nicht beeindruckt zu sein. Von ihrer Stärke und ihrem Lebensmut.
Im Netz findet man eine Liebeserklärung an sie, verfasst von zwei Mädchen, von Tabea und Judith: "Sie hört uns zu, sie ist für uns da. Sie ist ganz einfach wunderbar...Wir lieben sie sehr." Tabea und Judith waren begeistert von der Kindersingewoche, an der sie im Frühjahr 2014 in Beinrode teilnehmen durften - und noch begeisterter von deren Leiterin Kathrin Fickardt.
Die von der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde Heldrungen getragene Woche gibt es schon seit Langem einmal im Jahr. Das Besondere an ihr: Kinder mit und ohne Behinderung verbringen eine Ferienwoche gemeinsam. Sie reden, lachen, singen, spielen. Sie üben ein musikalisches Stück ein und führen es auf. Berührungsängste werden geringer und verschwinden am Ende ganz. Ob einer behindert ist oder nicht, das spielt einfach keine Rolle mehr.
Denn: Jeder Mensch ist etwas Besonderes, kann etwas Besonderes. Das lebt Kathrin Fickardt vor. In dieser Ferienwoche und in ihrem Leben.
Sie ist selbst behindert. Eine Muskelkrankheit. Ein Arzt, der nichts vom Lebenswillen des Menschen wusste, sagte der kleinen Kathrin voraus, sie würde keine acht Jahre alt werden. Doch sie kämpft und lebt und lebt und kämpft immer weiter. Und macht dabei anderen immer wieder Mut.
Sie, die so schwer an der eigenen Last zu tragen hat, trägt auch noch die Last anderer, ist geduldiger Ansprechpartner für Ratsuchende, hilft und tröstet, nimmt die Zweifel, bringt zum Lachen.
Solange es ging, hat sie sich neben der Kindersingewoche auch leidenschaftlich bei der Aktion Annerose engagiert, einem Verein, der Menschen mit Behinderungen Urlaube und Reisen ermöglicht.
Auch wenn die Kräfte schwinden: Es bleibt ihr die Freude, dass so viele, die sie begleitet und betreut hat auf dem Weg ins Leben, nun selbst anderen Menschen helfen, ehrenamtlich an sozialen Projekt mitwirken.
Ja, diese Frau hat im Leben vieler Menschen tiefe Spuren hinterlassen.
Dieter Hirsch aus Halle sagt: "Kathrin Fickardts Gabe zuzuhören und für andere da zu sein, ist bis zum heutigen Tage unverändert geblieben. Ich kenne nur wenige Menschen, die mich als Pfarrer so beeindruckt haben."
Christiane Hirsch aus Hilden: "Kathrin hat die besondere Gabe, andere Menschen mitzureißen, etwas Positives zu tun."
Claudia Andraeaus Erfurt: "Das Wichtigste, was ich von Kathrin gelernt habe: den anderen so anzunehmen wie er ist und ihn einfach gern zu haben."
Marika Hußner aus Altkirchen: "Besonders sind immer die Momente, in denen ich vergesse, dass Kathrin behindert ist."
Anna Klaus aus Oberheldrungen: "Du bist für mich ein extrem starker und lebenslustiger Mensch."
Robert Langenhahn aus Bad Frankenhausen: "Als Gott ihr eine Zitrone gab, fragte sie nach Salz und Tequila. Sie hat diese positive ansteckende Einstellung."
Ulrike Wolf aus Oldisleben: "Wir lieben sie auch, wenn sie traurig ist" Hanna Rönnecke aus Heldrungen: "Du hast ganz viel dazu beigetragen, dass wir heute so sind, wie wir sind."
Florian Stipek aus Erfurt: "Sie ist so vielen Menschen ein Fels in der Brandung ihres eigenen Lebens."
Helmut Laute aus Heldrungen: "Ein Mensch, der so umfassend auf fremde Hilfe angewiesen ist, gibt so eine Fülle weiter!"
Und schließlich Fee Gamrad aus Elxleben: "Für uns ist Du die wohl normalste und auch nicht normalste Frau auf Erden."
Lassen Sie uns gemeinsam der wunderbaren Kathrin Fickardt herzlich gratulieren!

Kategorie Senioren
Heinz Mann
Nominiert von: Ingrid Strumpf, Sondershausen
Laudatio: Regina Lang, MDR Thüringen

In dem Kriminalroman "Grimmbart" wird der berühmte Kommissar Kluftinger, der ein schon etwas älterer Herr ist, gefragt, ob er denn daheim Internet habe. Nein, sagt Kluftinger, sein Sohn, der Markus, habe nämlich das Internet zum Studium mitgenommen.
Sätze wie diese wird man von Heinz Mann aus Sondershausen niemals zu hören bekommen, obwohl er sogar noch ein paar Jahre älter ist als der Allgäuer Kommissar Kluftinger. Denn die Welt der Technik, die Welt der Computer ist Heinz Mann alles andere als fremd. Er hat sich bereits als Autodidakt mit Computern beschäftigt, als viele noch nicht einmal das Wort kannten.
Von einer Westreise, die zu DDR-Zeiten durch seine Invalidisierung möglich wurde, brachte er damals einen Computer mit und sich dessen Bedienung und Sprache bei. Heinz Mann, der als Hauptenergetiker im Kombinat Getreidewirtschaft Ebeleben gearbeitet hat, war irgendwann technisch so fit, dass er sein Wissen an die Arbeitskollegen weitergeben konnte. Das tat er gern - und noch viel mehr. Bis auf den heutigen Tag!
Wie auf Arbeit sah er auch in der Freizeit nicht nur sich und sein eigenes Interesse am Computer. Andere teilhaben zu lassen, ihnen zu helfen, sich in der neuen Technikwelt zurechtzufinden, war und ist ihm ein Herzensbedürfnis.
In seiner Kirchengemeinde, der Evangelisch Freikirchlichen Gemeinde Sondershausen, richtete er deshalb ein Computerkabinett ein, das vorrangig Kindern und Jugendlichen zur Verfügung stand.
Schließlich, am 17. Januar 2014, gründete er in den Räumen der Gemeinde das Computer-Cafe mit dem schönen Namen "Immernett". Zusammensein, reden, kostenlos surfen, Kaffee, Tee und Kuchen - das kam an. Ein Generationen-Treff. Was allerdings auffiel: Die älteren Besucher setzten sich kaum an die Computer. Sie waren unsicher, hatten Angst davor.
Heinz Mann wusste Abhilfe. Am 30. März, schon wenige Wochen nach der Eröffnung des Cafes, begann der erste Computer-Kurs mit drei Senioren.
Seitdem ist der Senior Heinz Mann jeden Dienstag von 7.30 bis 18 Uhr und jeden Mittwoch von 8 bis 19.30 Uhr im "Immernett" für die Seniorinnen und Senioren und auch für andere Interessierte da.
Die bisherigen Ergebnisse sind beeindruckend:
An den Computerkursen nahmen bereits 270 Senioren teil. Viele von ihnen wurden von Heinz Mann bei Bedarf auch in ihren Wohnungen aufgesucht. Ihre Freude über das Erreichte und ihr Dank sind der schönste Lohn für so viele intensive Stunden im Ehrenamt. Aktuell freunden sich 58 Senioren in kleinen Gruppen mit dem Computer und seinen Möglichkeiten an. Tendenz steigend. Inzwischen gibt es sogar
schon eine Warteliste.
Nicht vergessen werden soll, dass das Cafe aus guten Gründen jetzt seine Aufgaben erweitert hat und Deutschunterricht für eine kleine Gruppe von Flüchtlingen durchführt sowie ihnen bei Behördengängen und vielen anderen Dingen hilft.
Wie schon der Name sagt: "Immernett".
Hier fände es, um auf den Anfang der Rede zu kommen, bestimmt auch der sonst so grantelige Kommissar Kluftinger immer nett. Gut dass es "Immernett"-Menschen wie Heinz Mann gibt.
Herzlichen Glückwunsch!


Kategorie Unternehmen
TMP Fenster + Türen GmbH, Bad Langensalza
Nominiert von: Ernst Haberland, Suhl
Laudatio: Matthias Wierlacher, Vorstandsvorsitzender Thüringer Aufbaubank
"Das Geld", sagt Karl Lagerfeld, "muss aus dem Fenster, damit es durch die Tür wieder reinkommt."
Da fügt es sich gut, dass wir hier von einem erfolgreichen Thüringer Unternehmen reden, dass Türen und Fenster in beträchtlicher Stückzahl produziert und im In- und Ausland verkauft: TMP Fenster und Türen mit Sitz in Bad Langensalza.
Wollte man nun Bernhard Helbing, den Chef dieses Unternehmens, mit vielen Worten vom Sinn und Zweck bürgerschaftlichen Engagements zu überzeugen versuchen, so wäre man bei ihm an der völlig falschen Adresse. Dieser Mann kennt mehr als seine Arbeit. Diesen Mann muss niemand überzeugen. Er lebt solches Engagement seit langem schon vor. Und viele seiner Mitarbeiter tun es ihm ehrenamtlich gleich in den verschiedensten Gremien.
Man rennt gewissermassen offene Türen ein.
Es ist unsere enge Verbundenheit mit der Stadt und mit der Region, die zu vielfältigem Engagement führt", sagt dazu der Chef und sagen dazu die Mitarbeiter.
In der Tat stößt man bei erstaunlich vielen Projekten und Veranstaltungen im Jugend- und Sportbereich immer wieder auf den Namen des Unternehmens. Seit mehr als zwei Jahrzehnten ist es ein Hauptsponsor vom "TMP-Weitsprung-Meeting der Weltklasse" in Bad Langensalza. Das Wort "Weltklasse" ist hier keineswegs lokaler Übertreibungssucht geschuldet, sondern die reine Wahrheit. Es handelt
sich um ein alljährliches Sportereignis von Weltrang, dass Bad Langensalza den Ruf "Die Stadt des Weitsprungs" eingebracht hat. 6,94 Meter war 2015 der weiteste Sprung bei den Frauen, 8,41 Meter bei den Männern. Auch in diesem Jahr sprachen die weitgereisten Athleten vom besten Meeting der Welt, bei dem sie sich außerordentlich wohlfühlen.
Dass dem so ist das Werk vieler Helfer, und natürlich ist sich Bernhard Helbing nicht zu schade, selber mit Hand anzulegen. Ganz im Gegenteil.
Und noch einen anderen Thüringer Leichtathletik-Höhepunkt fördert die Firma, das "Internationale Nordhäuser-Energie-Kugelstoß-Indoor". Dass von solchen Großereignissen auch der Tourismus in der Regien profitiert, versteht sich.
Aber nicht nur der Weltklasse, auch dem sportlichen Nachwuchs gilt die Aufmerksamkeit des Unternehmens. Seit 2008 unterstützt es die "TMP-Jugendtour" des Radsportclubs Waltershausen-Gotha sowie die Kleine Friedensfahrt für Schüler.
Verantwortungsbewusstsein endet jedoch nicht beim Sport. Dass der Kulturverein Bad Langensalza für seine Reise nach Auschwitz die finanzielle Unterstützung des Betriebes fand, soll nicht unerwähnt bleiben, und schon gar nicht, dass es 11 TMP-Lehrlingen ermöglicht wurde, die KZ-Gedenkstätte in Polen zu besuchen. "Wenn keiner dieser Lehrlinge in die rechte Richtung geht, haben wir viel gewonnen", sagt
Bernhard Helbing.
Dass er bei aller Arbeit in der Firma und nach Feierabend sogar noch Zeit hat den Hula-hoop-Reifen zu bewegen sowie ein Theaterstück zu schreiben und bei dessen Aufführung zum Maien-Fest selbst mitzuspielen, bleibt sein Geheimnis.
Oder auch nicht. Vielleicht hat das ja mit dem zweiten Buchstaben von TMP zu. Dieses M steht für: mega.
Herzlichen Glückwunsch!

Kategorie Jugend
1. Platz: Martin Weißenborn, Rossleben / Nominiert von Gerald Brödel, Roßleben
2. Platz: Jugendfußballclub Gera e. V. / Nominiert von Alexander Leonardt, Gera
3. Platz: Benny Hofmann, Hermsdorf / Gerd Pillau, Hermsdorf
Laudatio: Helmut Schmidt, Vorsitzender des Vorstandes der Kreissparkasse Saale-Orla

Laudatio Martin Weißenborn
"Wenn ich groß bin, werde ich Feuerwehrmann!"
Beim heiligen Florian: Das ist kein Satz aus dem Geschichtsbuch. Denn noch hat es die schöne neue Welt des Digitalen nicht geschafft, solche Träume aus den Kinderzimmern zu vertreiben. Leben schützen, Leben retten, Hab und Gut bewahren - Feuerwehrmann und Feuerwehrfrau bleibt laut Umfragen auch im 21. Jahrhundert für viele Kinder ein spannender, ein aufregende Beruf. Natürlich nicht so attraktiv wie Profifußballer. Aber immerhin!
Und das ist auch gut so!
Man möge sich nur einmal für einen Moment vorstellen, es gäbe sie nicht, die Feuerwehr. Wie stünde es dann um unser Gemeinwesen? Wir brauchen eine allzeit verlässlich funktionierende Feuerwehr. Und weil deren Aufgaben die wenigen Profi-Florianer allein nicht bewältigen können, bedarf es vieler gut ausgebildeter Freiwilliger, die ebenso zuverlässig ihren Dienst tun. Gewissermassen als Berufung.
In Deutschland sind das mehr als eine Million Frauen und Männer. Darunter befinden sich, was sehr erfreulich ist, zahlreiche junge Leute. Sie erinnern sich: "Wenn ich groß bin, werde ich Feuerwehrmann!"
Wir wissen nicht, ob Martin Weißenborn aus Bottendorf als Kind diesen Satz gesprochen hat. Er ist im Hauptberuf Mechatroniker geworden.
Wer aber wie er in einer Familie aufgewachsen ist, in der das Ehrenamt als unverzichtbarer Teil des Alltags gelebt wird, der landet über kurz oder lang selbst in einem solchen.
Schon als Jugendlicher wird er Mitglied der freiwilligen Feuerwehr, lernt von der Pike auf, qualifiziert sich zum Maschinisten und Einsatzfahren. Seine Kameraden erleben in ihm einen jungen Feuerwehrmann, der bodenständig, hoch motiviert, sehr engagiert und immer einsatzbereit ist. Er wächst von Einsatz zu Einsatz mit den Aufgaben, hilft, zum Beispiel, beim Kampf gegen das Hochwasser in Windischleuba bei Altenburg.
Heute ist Martin Weißenborn 22 Jahre alt, also immer noch ziemlich jung, aber andererseits auch schon ein alter Hase, dessen Hilfe überall geschätzt wird. Er hat inzwischen so viele Erfahrungen gesammelt, dass er andere, vor allem junge Leute, ausbilden kann.
Und dies auch sehr gern tut.
Die Bottendorfer ist übrigens eine der ältesten Wehren in der Region. Im Sommer wurde der 130. Geburtstag zünftig gefeiert. Man hält hier also viel auf Tradition. Zur guten Tradition von freiwilliger Feuerwehr und Feuerwehrverein mit seinen mehr als 50 Mitgliedern gehört, dass die Einsatzbereitschaft nicht beim Brandschutz endet. Kein Fest in der Gemeinde, an deren Vorbereitung und Durchführung die Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr nicht tatkräftig beteiligt sind. Sei es Karneval, Martinsumzug oder Kirmes. Ohne die Florianer geht nichts.
Immer dabei und immer mittendrin: Martin Weißenborn, dem Heimat- und Traditionspflege wichtig sind. Was ihm neben der Arbeit in der Wehr besondere Freude bereitet, ist: mitwirken zu können im Förderverein "Kupferhütte". Hier engagiert er sich bei der Erhaltung der Bottendorfer Wassermühle "Kupferhütte" und
beim Betreiben des dort angesiedelten Heimatmuseums. Nicht zuletzt liegt ihm Erhaltung und Pflege von altem technischen Gerät am Herzen.
Im Netz wird ein Shirt angepriesen, auf dem zu lesen ist: Alle Menschen sind gleich, aber nur die Besten gehen zur Feuerwehr. So etwas haben wird heute leider nicht zu bieten. Wohl aber ein herzliches Dankeschön an Martin Weißenborn.
Wir gratulieren ihm zum Thüringer Engagement-Preis 2015 in der Kategorie Jugend.
Laudatio Jugendfußballclub Gera e.V.
Fußballvereine gibt es wie Sand am Meer, aber dieser hier ist etwas ganz Besonderes. Das erkennt man schon am Namen: Jugendfußballclub Gera - ein
Club also, der sich ausschließlich um den Nachwuchs kümmert, ihn hegt und pflegt.
Dass es diesen Verein überhaupt gibt, hat mit einem Tiefpunkt der jüngeren Geraer Fußballgeschichte zu tun, nämlich der Insolvenz des 1. FC Gera 03 im Jahre 2012. Damals drohte auch der besten Fußball-Nachwuchsabteilung der Stadt das Aus. Doch diese Gefahr konnte gebannt werden, weil sich engagierte Fußballfreunde wie Steffan Hadlich damit nicht abfinden wollten.
Statt sie aufzulösen, wurde zur Freude der Kinder und auch ihrer Eltern die Jugendabteilung am 1. Juli 2012 in den neu gegründeten Verein Jugendfußballclub Gera überführt. Das war, wie sich heute zeigt, ein echter Glücksfall, aber der Erfolg natürlich alles andere als ein Zufall. Der Vereinsvorsitzende Steffan Hadlich, selbst langjähriger Übungsleiter, und an seiner Seite 25 ehrenamtliche Trainer sowie viele weitere Helfer leben tagtäglich das Leitmotiv ihres Vereins, der aktuell 282 Mitglieder hat. Es lautet: "Jugend ist unsere Leidenschaft." Für diese Leidenschaft geben sie gern einen beträchtlichen Teil ihrer Freizeit her.
230 Kinder, die jüngsten fünf und sechs Jahre alt, die ältesten 17 und 18 Jahre, trainieren hier; die Kleinen zweimal wöchentlich, die Großen dreimal die Woche. Hier wie im Spiel erfahren die jungen Fußballer, darunter inzwischen auch vier Flüchtlingskinder, ganz praktisch den Grundsatz, nach dem im Fußballjugendclub Gera gearbeitet wird: "Man muss spielen, um zu lernen und lernen (üben), um zu spielen." Und sie lernen dabei nicht nur fußballerische Dinge, sondern auch andere:
Hilfsbereitschaft, Pflichtbewusstsein, Freundlichkeit
Alle Mannschaften des Vereins sind nahezu jedes Wochenende in den verschiedensten Ligen im Einsatz, sei es Punkt-, Pokal- oder Freundschaftsspiel. Die Ergebnisse von Trainingseifer, Spielfreude und Kampfgeist sind im Netz ausführlich dokumentiert. Zum Beispiel in diesem Monat die Pokalsiege der U15 (6:5 im Elfmeterschießen beim JFV Süd Eichsfeld) und der U13 (6:0 beim FC Borntal Erfurt).
Ausführlich und stolz wird ein Sieg der A-Junioren beschrieben: "Vor 100 Zuschauern gewannen die JFC-A-Junioren gegen den Bundesligisten FC Rot-Weiß Erfurt mit 2:0. Die Tore der Wenzel-Schützlinge schossen Tim Urban und Christopher Lätz. Der grandiose Sieg gegen die spielstarken Erfurter hätte dabei durchaus noch höher ausfallen können...Insgesamt eine wahnsinnig gute Leistung."
Und schon jetzt freuen sich die jungen Fußballer von den A- bis zu den G-Junioren auf die traditionellen Weihnachtsturniere, zu denen der Verein vom 27. bis 30. Dezember in die Geraer Panndorfhalle einlädt.
Auf der Homepage des Jugendfußballclubs Gera steht an prominenter Stelle ein wunderbarer Satz des französischen Dichters Francois Rabelais: "Ein Kind ist kein Gefäß, das gefüllt, sondern ein Feuer, das entzündet werden will."
Wir danken Steffan Hadlich und seinen Mitstreitern, die dieses Feuer in Gera mit ihrer Begeisterung immer wieder entzünden, sehr herzlich und gratulieren.
Laudatio: Benny Hofmann
Es gibt ein böses kleines Ehrenamt-Gedicht, von dem man nicht so recht weiß, wer es eigentlich geschrieben hat. Vielleicht Wilhelm Busch, vielleicht Joachim Ringelnatz. Oder irgendein unbekannter Spötter.
Das Gedicht heißt "Nur kein Ehrenamt" und beginnt so:
Willst Du froh und glücklich leben,
lass kein Ehrenamt Dir geben.
Willst Du nicht zu früh ins Grab,
lehne jedes Amt gleich ab.
Weiter lesen wir dann von den Mühen, Sorgen und Plagen, die einen heimsuchen, von Kraft, die man gibt und von der Zeit, die man opfert. Was aber ist der Lohn des Ganzen? Nichts als Undankbarkeit!
Wenn der unbekannte Dichter im Recht wäre, müssten Menschen wie Benny Hofmann aus Hermsdorf an ihrem Leben verzweifeln. Denn der junge Mann, 25, von Beruf Volkswirt, hat sich nicht nur ein Ehrenamt aufgeladen, sondern gleich ein halbes Dutzend. Und er möchte nichts davon missen. Weil es ihm Freude bereitet und sein Leben bereichert, weil er daraus immer wieder neue Kraft gewinnt.
Wenn man Menschen danach fragt, wer ihr Interesse am Ehrenamt geweckt habe, dann nennen viele die Familie, die Eltern, die Großeltern. Bei Benny Hofmann ist das nicht anders. Es gehört zur Tradition der Familie Hofmann, in der Maibaumgesellschaft aktiv zu sein. Also war auch er schon sehr früh dabei. Vor fünf Jahren kam er in den Vorstand, und seit drei Jahren ist er Vorsitzender der Hermsdorfer Maibaugesellschaft, die heute etwa 100 Mitglieder zählt. Der Brauch des Maibaumsetzens reicht in Hermsdorf nachweislich bis ins 16. Jahrhundert zurück. Bereits 1589 wurde eine Maie gesetzt, die damals eine Birke war. Heute ist es ein städtisches Ereignis mit viel festlichem Drumherum.
Die Maibaumgesellschaft wird aber nicht nur ihrem Namen gerecht. Wann und wo immer in Hermsdorf gefeiert wird, darf auf ihre vorbereitende und gestaltende Hilfe gebaut werden: Weihnachtsmarkt, Stadtfeste, Umzüge.
Benny Hofmanns neugieriger Blick auf Heimat- und Traditionspflege endet jedoch nicht an der Maibaumspitze. Er ist außerdem Vorstandsmitglied im Trägerverein des städtischen Technikmuseum. Er macht Führungen, betreut Ausstellungen, arbeitet am Konzept für die Zukunft des Museums mit.
Außerdem war er Gründungsmitglied des Zeitzgrundvereins, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Naherholungsgebiet noch attraktiver zu gestalten und nsbesondere den Kindern die Natur näherzubringen. Die Pflege des Naturlehrpfades und der Ausbau von Rundwanderwegen beschäftigen Benny Hofmann besonders.
Als sachkundigen, streitbaren Bürger trifft man ihn darüber hinaus im Bauausschuss des Kreistages oder in der Bürgerinitiative Holzland.
Und weil er, wie man aus all dem schlussfolgern kann, vermutlich keinerlei freie Zeit mehr für andere Dinge haben dürfte, nutzt er diese nicht vorhandene Zeit noch für ein weiteres Amt. Er betreut seit 2001 die ARD-Wetterstation in Hermsdorf.
Für Menschen wie Benny Hofmann muss das eingangs zitierte Gedicht umgeschrieben werden:
Willst Du froh und glücklich leben,
lass viel Ehrenamt Dir geben.
Wir bedanken uns und gratulieren herzlich.

Wir bedanken uns recht herzlich bei allen Nominierenden und Nominierten, allen Gästen, PreisträgerInnen, LaudatorInnen, allen Helfern, Unterstützer und Förderer des Thüringer Engagement-Preises. Der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland und den MitarbeiterInnen des Collegium Maius, sowie den Medienpartnern des Thüringer Engagement-Preises.
Gemeinsam ist es gelungen, vorbildliches ehrenamtliches und bürgerschaftliches Engagement in Thüringen mit dieser besonderen Auszeichnung zu würdigen.